Wenn der Earl of Richmond nach Goodwood einlädt, ist es für vier Tage vorbei mit dem beschaulichen Landleben. Gute Vibrationen liegen in der Luft, Menschen aus aller Welt kommen zum Benzinschnuppern, applaudieren den auf der Strecke vorbeidonnernden Preziosen. An jedem der Eventtage gibt es eine Flugshow, Feuerwerk, Hubschrauber kreisen über dem Gelände wie dicke Hummeln. Alles, wofür anderswo sofort der mahnende Öko-Zeigefinger hochzucken würde, feiert dort pure Normalität. Fahrerlager und Boliden sind frei zugänglich, das Barometer steht durchwegs auf Begeisterung. Und es ist für jeden etwas dabei, ob Formel-Renner, Cup-Boliden, Straßen-Sportwagen oder Rallye-Legenden von den 60er-Jahren bis heute.
Was immer Oktan in km/h und Dezibel umwandelt – in Goodwood, dröhnt es, fährt es und ist hautnah. Die Automobilhersteller nutzen diese Bühne gerne, um sich zu präsentieren und stellen dafür Unglaubliches auf die Beine: Pavillons mit bis zu drei Stockwerken sind keine Seltenheit. Mini hat heuer überhaupt gleich ein englisches Dorf aufgebaut, der MG-Stand war ein riesiger Video-Wall-Kubus. Modellpremieren wie die folgenden gehören in Goodwood alljährlich ebenfalls zum guten Ton.
Nobel-Schwester

Der chinesische Blitzstarter BYD holt im Fahrwasser seines Erfolgs nun auch die hauseigene noble Zweitmarke Denza nach Europa. In einem asiatischen Gartenszenario samt Wasserbassin waren mit dem Defender-Gegner B5 und der Sportlimousine Z9 GT gleich zwei Protagonisten zu bestaunen. Letzterer dürfte den europäischen Premiummarken einiges an Kopfzerbrechen bereiten: Der Plug-in-Hybrid fährt mit 870 PS auf und wird an die 200 Kilometer elektrische Reichweite bieten, die vollelektrische Variante mit 800 Volt-Architektur befeuern sogar 965 Pferde. Beide verfügen serienmäßig über Allradantrieb, Ausstattungsfeatures wie Luftfederung oder Cockpit- und Fond-Kühlschrank inklusive. Dank gegenläufig ansteuerbarer E-Motoren gleitet der elegant gestylte GT quasi im „Moonwalk“ seitlich in Parklücken. Preise stehen noch nicht fest, der Marktstart ist Anfang nächsten Jahres geplant.
Neue Linie

Die batterieelektrischen MG-Newcomer IM5 und IM6 starten noch heuer in Großbritannien, 2026 dann in Österreich. Die Top-Variante des IM5 fährt mit 752 PS vor und sprintet damit in 3,2 Sekunden, der IM6 in 3,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Es wird aber auch eine zivilere Alternative mit wahrscheinlich 295 PS geben, als Basismodell mit 75 kWh-Akku, in der Long-Range-Ausführung mit 100 kWh für bis zu 665 Kilometer WLTP-Reichweite. Die Ladeleistung liegt bei maximal 350 kW und ermöglicht damit ein Befüllen von 10 auf 80 Prozent in rund 17 Minuten. Als weitere technische Highlights verfügen die beiden Nobel-Stromer über Allradantrieb- und -lenkung sowie über ein aufwendiges, von Continental entwickeltes Bremssystem. Die Preise in England starten für den IM5 bei umgerechnet rund 45.500 Euro, das Performancemodell kostet knapp 56.500 Euro. Für den IM6 beginnen die GB-Tarife bei 55.400 Euro.
Überraschendes Comeback

Honda hat sich in Goodwood mit einem Filmstudio präsentiert, in dem sich die Besucher als Stars ihres eigenen Car-Chase-Kurzfilms in Szene setzen konnten. Die aufsehenerregendste Premiere feierte aber der neue Prelude. 25 Jahre hat Honda seit dem letzten Modell vergehen lassen. Und jetzt kehrt das Sportcoupé zurück und macht seinem Traditionsnamen alle Ehre. Mit rund 4,3 Metern Länge fällt es sogar kompakter aus als die letzten Vertreter seiner Ahnenreihe. Befeuert wird es mit dem 1,5 Liter Hybridantrieb des Civic mit 184 PS. Für eine angemessene Dynamik des 2+2-Sitzers soll das Gewicht trotz des dualen Systems deutlich unter dem der Limousine liegen, dazu fällt die Spreizung zwischen den Fahrmodi besonders weit aus. Die neue S+ Shift-Lösung sorgt für zusätzliche Direktheit und knackige Schaltstufensimulation des CVT-Getriebes. Der Marktstart in Österreich ist für das erste Quartal 2026 geplant, die Preise sollen um die 50.000 Euro liegen.