Story

Auf Zeitreise durch Jordanien

Die faszinierende Felsenstadt Petra kennt jeder. Sonst ist Jordanien noch ein Geheimtipp. Dabei ist das Land so viel mehr: Auch das kontrastreiche Amman, die Schönheit Jeraschs mit ihren historischen Zeugnissen sowie Lawrence von Arabiens Spuren im Wüstensand verzaubern. Und dann sind da noch die gastfreundlichen Einheimischen …
Das Wadi Rum ist das größte Wadi in Jordanien. © Fadi Amirah 5DIV

Ein „Willkommen in Jordanien!“ da, ein „Viel Spaß bei uns!“ dort und dann noch ein „Schön, dass ihr da seid!“. Österreicher können ja auch durchaus gastfreundlich sein, aber wie oft und wie nett unser Reisegrüppchen allein am ersten Tag in Amman auf der Straße angesprochen wird, ist bemerkenswert. Entzückende Schulkinder in entzückenden Schuluniformen wiederum wollen ständig wissen, woher wir kämen und ob es uns hier eh gefalle. „Hallo, Jordanien! Ich glaub, ich steh jetzt schon ein bissel auf dich.“

Stadt der vielen Hügel

Trotz seiner Lage zwischen Israel, Syrien, dem Irak und Saudi-Arabien ist Jordanien ein sicheres und stabiles Land. Der Lebensstandard für arabische Verhältnisse? Hoch. Unsere Lust auf die kommenden Tage in diesem Land der heiteren Menschen? Ebenso. Die Hauptstadt Amman, wo unser Flugzeug landet, war einst als „Philadelphia“ Teil der Dekapolis, einer Allianz aus Städten östlich und südlich des Sees Genezareth mit griechisch-römischer Prägung. Wir lassen hier gleich mal nichts anbrennen und legen mit einem Kochkurs los. Das gemeinsame Fertigen eines Musakhans, eines hier traditionellen Gerichts aus Huhn, Zwiebeln und Gewürzen, das auf Fladenbrot inszeniert wird, entlarvt mich gleich mal als stumpfen Zwiebelschneider ohne weitere Küchenskills. Das macht mir aber gar nichts aus, denn ich habe gute Laune und mächtig Lust auf die berühmteste Erhebung der Vier-Millionen-Metropole: den bereits in der Bronzezeit besiedelten Zitadellenhügel. Mit seinen Zeugnissen aus römischer, byzantinischer und umayyadischer Zeit gleicht er einem Open-Air-Museum samt superbem Ausblick auf die Stadt. Der berühmteste Überrest ist wohl der Herkules-Tempel, den Kaiser Marc Aurel von 161 bis 166 n. Chr. aus dem Hügel stampfen ließ. Die Frage, die sich dort irgendwann stellt: „Reichen meine 250 Selfies vor den Säulen wirklich schon oder soll ich mich noch ein paar Mal verrenken?“

Auch das Römische Theater am Fuße der Zitadelle beeindruckt. Es wurde Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und bot um die 6.000 Personen Platz. Klettert man im Halbrund von der Bühne bis zur obersten Reihe, verbrennt man mit ein bisschen Glück schon eine halbe der in Jordanien üblichen zehn Vorspeisen. Dazu aber später mehr.

Gang durch die Geschichte

Auch Jerasch, die große Ruinenstadt aus der Römerzeit, die Gerasa genannt wurde, war Teil der Dekapolis. Wir flanieren durch den Hadriansbogen, das Hippodrom sowie das von 56 ionischen Kolonnaden gesäumte ovale Forum und lassen uns natürlich auch die 800 Meter lange Säulenstraße nicht entgehen. Nichts ist hier abgesperrt, alles frei zugänglich. Man wandelt durch die Geschichte, als wäre sie die Gegenwart.

Übrigens: Im bekanntesten Roman von Lewis Wallace geht das Wagenrennen, bei dem Judah Ben-Hur den „Ungustl“ Messala ausbremst, im Hippodrom von Gerasa über die Bühne. Gegründet wurde die rund 40 Kilometer von Amman entfernt liegende Stadt von den Griechen, zur Blüte brachten sie aber die Römer. Nach ihnen fielen Ansehen und Rang, aber ein Teil der Schönheiten blieb. Obwohl in Jerasch seit 85 Jahren ausgegraben wird, gibt es unterirdisch noch viel zu entdecken.

Womit ich nicht wirklich gerechnet habe, ist, dass man in Jordanien auch im Grünen wandern kann. Nur eineinhalb Autostunden von Amman lassen sich in Ajloun in einem 13 Quadratkilometer großen Naturreservat zwischen Johannisbrotbäumen, Wilden Pistazien und Erdbeerbäumen ohne Erdbeeren Höhenmeter machen. Unter einem Baum verschnaufen wir, während unser Guide am offenen Feuer Tee kocht und süße Köstlichkeiten rüberschiebt, die seine Frau gebacken hat.

Hochpulsig nach Petra

Jordanien ist ein bemerkenswertes Land, dabei haben wir noch gar nicht Petra, das Wadi Rum und das Tote Meer gesehen. Wir fahren über die Berge in die Stadt Wadi Musa, wo wir uns im Petra Moon Luxury Hotel niederlassen. Am Abend vor der Petra-Visite bin ich angespannt. Die über 2.000 Jahre alte ein­stige Hauptstadt des Nabatäer-Reichs zählt neben der Chinesischen Mauer, dem Kolosseum in Rom oder Machu Picchu in Peru zu den neuen sieben Weltwundern und seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Da darf der Puls schon mal in die Gänge kommen.

Apropos: Ich weiß nicht, wie viele Gänge es genau waren, aber das Abendessen, das uns die Familie von Yousef Falhat aus Wadi Musa an diesem Abend auftischte, hatte sehr viele. Ich war ja schon nach den Vorspeisen – darunter geröstete Auberginen mit Sesampaste (Mutabbal) und mit Halloumi gefüllte Teig­taschen (Sambousek) – kulinarisch zufriedengestellt. Das Mahlzeiten wird in Jordanien zelebriert und mit den Liebsten an prall gefüllten Tellern verbracht. Die Maxime, die mir sehr entgegenkommt: „Nichts mitbringen, aber alles essen!“

In Petra gilt es zunächst, sich wie Indiana Jones auf seinem letzten Kreuzzug durch die 1.200 Meter lange, mäandernde Schlucht zu schlagen. Irgendwer muss diese Gesteinsschichten in den Felswänden, die in den Licht- und Schattenspielen beinah kitschig anmuten, doch de­signt haben, oder? Erspäht man am Ende der Schlucht einen ersten Ausschnitt vom sogenannten Schatzhaus, dieser in den roten Felsen gehauenen Grabkammer mit der hellenistischen 40-Meter-Fassade, bleibt einem schon die Spucke weg. Die Story, dass eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt über 1.000 Jahre vom Boden verschluckt war und erst 1812 vom Schweizer Johann Ludwig Burckhardt entdeckt wurde, ist auch heute noch packend.

Vom Schatzhaus führt der Pfad jedenfalls weiter zu Felsengräbern, dem Römischen Theater und zu Tempeln, die im Zentrum der antiken Stadt standen. Wer noch richtig Bewegung machen will, kann sich zum Kloster Ad Deir oder zum „Café am Ende der Welt“ aufmachen und sich an unglaublichen Ausblicken erfreuen.

Auf Lawrences Spuren

Nach Petra geht es in die Wüste. Was ein bisschen nach Askese und Entbehrung klingt, kann man sich im Wadi Rum, der größten Wüstenlandschaft Jordaniens, als veritables Abenteuer aufbereiten lassen. Wir zum Beispiel haben im Sun City Camp eingecheckt. Die Bubble-­Zelte sind allesamt mit Badezimmer, Klimaanlage sowie einem Panoramafenster mit viel Wüste dahinter ausgestattet. Weltweiten Fame erlangte das Wadi Rum, weil Lawrence von Arabien (eigentlich Thomas Edward Lawrence) von hier aus im Dienste der Briten seinen Feldzug gegen die mit Deutschland und Österreich verbündeten Osmanen startete und hierfür die Stämme der Wüste vereinte.

Wir brettern jedenfalls auf den Spuren des jungen Lawrence mit einem Jeep durch das Wadi Rum und halten beim einstigen Basislager des jungen Lawrence, an Felsbrücken, Sanddünen und Canyons sowie natürlich beim Mushroom Rock, einem steinernen Riesenschwammerl. Da wir der Kargheit der Wüste einen kulinarischen Kontrapunkt setzen wollen, genießen wir in einer idyllischen Felsenschlucht mit Beduinen noch das Nationalgericht Mansaf. Darin gehen Lamm, Reis und Nüsse mit „Jameed“, einem fermentierten Joghurt, eine sehr harmonische Verbindung ein. Danach schlafe ich in der Bubble acht Stunden wie ein Stein. Am nächsten Morgen warten aber schon um 6 Uhr wieder die Kamele, die uns vor dem Abschied von der Wüste noch einem fantastischen Sonnenaufgang näherbringen.

Ein Tiefpunkt am Ende

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass man einen Abstecher ans Tote Meer ­machen muss, wenn man in Jordanien urlaubt. Ein anderes geflügeltes Gebot empfiehlt dringendst, im Salzwasser schwebend ein Buch oder eine Zeitung zu lesen – woran wir uns natürlich gehalten haben. Allen Gesetzlosen sei gesagt: Macht sie trotzdem, die Spritztour zum Toten Meer, denn bis spätestens 2050 wird dieses wohl ausgetrocknet sein.

Einer der spektakulären Höhepunkte dort ist der absolute Tiefpunkt, nämlich der niedrigst­gelegene Punkt der Erde. Er liegt am Ostufer und 420 Meter unter dem Meeresspiegel. Wenn das Tote Meer endgültig tot ist, wird der Tiefpunkt wohl auch zum Mahnmal. Jordanien wird aber auch dann noch so dermaßen eine Reise wert sein. Unsere war zweifelsohne ein einziges Abenteuer.

Gute Tipps Jordanien

  • Fairmont Hotel Amman: Das 5-Sterne-Hotel vereint jordanische Gastfreundschaft mit modernem Luxus. Die zentrale Lage am Fifth Circle bietet Reisenden einen angenehm einfachen Zugang zu allen Hotspots der Stadt. Ein Außenpool offeriert einen wunderbaren Panoramablick auf Amman.
  • Petra Moon Luxury Hotel: Dieses Hotel besticht durch seine zentrale Lage, es liegt nur einen Steinwurf vom Eingang der berühmten Felsenschlucht und der antiken Nabatäer-Stadt entfernt. Seine Vorzüge: helle Zimmer, Panoramarestaurant, Aussichtsterrasse, Swimmingpool, Jacuzzi, Türkisches Spa und Fitnesscenter.
  • Sun City Camp Wadi Rum: Glamping-Zelte mit eigenem Bad und Panoramaausblick auf die Wüste. In Kuppelzelten dieses Camps kann man mit malerischem Blick auf die spektakuläre Wüstenlandschaft übernachten.
  • Adonis Restaurant in Madaba: Hier regieren eine warme Atmosphäre und die traditionelle einheimische Küche. Dank der direkten Verbindung zu den Katakomben einer Kirche ist es obendrein eine echte Sehenswürdigkeit.
  • Rum Mirage Events: Wer es in der Wüste ein wenig romantischer oder abenteuerlicher anlegen will: Rum Mirage Events bietet im pittoresken Wadi Rum Jeepsafaris zum Sonnenuntergang, ein idyllisches Candle-Light-Dinner unterm Sternenhimmel und einen erstklassigen Lunch mit Beduinen in einer Felsspalte. Auch individuelle Wünsche können in Erfüllung gehen. Instagram: @rum–mirage–events
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