×
27. April 2024
Geschichte & Kultur Museen

Fantastisches Ernst Fuchs Museum

Das Ernst Fuchs Museum war Ende des 19. Jahrhunderts die Sommerresidenz von Otto Wagner. Fuchs ließ die Villa nach eigenen Vorstellungen renovieren. Jetzt sieht sie nach fantastischem Realismus aus. Bei Führungen gibt es spannende Einblicke.

Ernst-Fuchs-Museum von außen
Das Ernst Fuchs Museum bietet Besuchern zahlreiche Kunst-Höhepunkte. © WienTourismus/Christian Stemper

Das heutige Ernst Fuchs Museum wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Otto Wagner als Sommerresidenz errichtet. Mit seinen legendären Festen und Salons war das Jugendstil-Juwel weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Neben Gustav Klimt, Adolf Loos und Gustav Mahler war die Wagner-Villa Treffpunkt der feinen Wiener Künstlergesellschaft. Stiltechnisch orientierte sich die Residenz am Historismus und sollte eine Hommage an Wagners italienischen Lieblingsarchitekten Palladio sein. Nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten geriet der einstige Prachtbau in Vergessenheit. Diverse Spekulationsgeschäfte führten beinahe zu seinem Verfall.

Die Rettung der Wagner-Villa

Ernst Fuchs entdeckte die verlassene Villa Ende der 1930er-Jahre. Damals noch ein Kind aus armen Verhältnissen, versprach er seiner Mutter, ihr das Haus zu schenken, wenn er einmal ein reicher Maler geworden ist. In den 1960er-Jahren veranlasste er eine Rettungsaktion mit seinen Malerkollegen Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer. Doch niemand hatte den Mut, ihn zu unterstützen.

1972 erwarb Ernst Fuchs das Gebäude endlich mit eigenen Mitteln. Er rettete damit die Otto-Wagner-Villa nicht nur vor dem Abbruch, sondern sanierte sie auch nach bautechnischen und kunsthandwerklichen Plänen. Vieles an der Villa wurde im Sinne Otto Wagners restauriert und saniert. Vom Interieur war nichts mehr erhalten. Also wurden Möbel und Tapeten, Türgriffe und anderes nach Entwürfen von Ernst Fuchs gestaltet und ergänzt.

Retrospektive im Ernst Fuchs Museum

Bis 1986 diente die Fuchs-Villa dem Begründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus als Atelier. Berühmte Persönlichkeiten, wie Plácido Domingo, Edward Teller, Oskar Werner und Falco, hatten hier Porträt-Sitzungen. Grace Kelly, Curd Jürgens und Yoko Ono besuchten ihren Künstlerfreund. 1988 erfüllte sich Ernst Fuchs einen weiteren Lebenstraum: Er eröffnete das Ernst Fuchs Museum. Während des gesamten Jahres kann man nun die prunkvollen Räume besichtigen. Eine Retrospektive über das künstlerische Schaffen von Ernst Fuchs führt chronologisch durch die Räume.

Übrigens: Gleich nebenan, Hüttelbergstraße 28, steht eine zweite Villa von Otto Wagner aus den Jahren 1912/13. Sie ist wesentlich schlichter und im Stil moderner.

5 Dinge, die man gesehen haben muss

  • die ursprünglich als späthistoristisches Landhaus gestaltete Villa
  • das römische Bad mit Mosaiken von Kolo Moser
  • die Neugestaltung der Villa durch Ernst Fuchs
  • frühe Zeichnungen aus den 1940er-Jahren, kostbare Miniatur-Malereien aus den 1950ern und große Bleistift-Zeichnungen aus den 1960er-Jahren. Ein Highlight ist außerdem das Monumental-Gemälde „Das Zeichen des Moses“ von 1978.
  • der Aquarell-Zyklus „Lohengrin“ von Ernst Fuchs und die Kleine Galerie mit bemalten und geschnitzten Möbeln, Skulpturen sowie kostbaren Grafiken des Meisters

Facts and Figures Ernst Fuchs Museum

  • Otto Wagner ließ das Villengebäude an der Hüttelbergstraße 26 von 1886 bis 1888 als Sommersitz am Rand des Wienerwaldes errichten. Die Familie Wagner bewohnte das Haus ab 1895 ganzjährig. Im selben Jahr wurde das im südlichen Trakt befindliche Palmenhaus zu einem Salon umgebaut.
  • 1911 verkaufte er die Villa dem Varieté-Unternehmer und Direktor des Apollo-Theaters, Ben Tieber. Dieser bewohnte sie bis zu seinem Tod 1925.
  • Gleich nebenan ließ Wagner für sich 1912/1913 eine kleinere Villa errichten, die Villa Wagner II.
  • Die erste Villa wurde 1938 von Reichsstatthalter Baldur von Schirach arisiert und als Büro für die Freizeitaktivitäten der Hitlerjugend verwendet. Nach dem Krieg wurde die Villa zum Spekulationsobjekt und war ab 1963 sogar vom Abriss bedroht.
  • 1972 kaufte der Maler Ernst Fuchs das Anwesen um damalige 14 Millionen Schilling. Er ließ die Villa renovieren und adaptieren und richtete dort sein Atelier ein. Fuchs saßen Plácido Domingo, Oskar Werner und Falco Modell.
  • Seit 1988 beherbergt die Villa das Ernst Fuchs Museum.
  • Ernst Fuchs starb am 9. November 2015.
Ernst Fuchs Museum Hüttelbergstraße 26
1140 Wien
info@ernstfuchsmuseum.at
+43/1/914 85 75
https://ernstfuchsmuseum.at