Ursprünglich eine mittelalterliche Festung, ging das Anwesen Artstetten 1823 in den Besitz Kaiser Franz I. über. Doch seine heutige Gestalt erhielt es erst unter Erzherzog Carl Ludwig und schließlich unter dessen Sohn Franz Ferdinand von Österreich-Este, dem Thronfolger der Donaumonarchie. Franz Ferdinand formte das Schloss nach seinen Vorstellungen: mit einem Aufzug, elektrischer Beleuchtung, einem Neubautrakt für seine Sammlungen und einem weitläufigen englischen Landschaftsgarten. Artstetten wurde sein privater Rückzugsort fernab vom Protokoll des Wiener Hofes.
Und es wurde sein letztes Zuhause. Denn Franz Ferdinand hatte sich entgegen aller Konventionen verliebt: in Sophie Chotek, eine Hofdame von nicht standesgemäßer Abstammung. Die Ehe der beiden war morganatisch, das bedeutet: keine Titel, kein Platz für Sophie an Franz’ Seite bei offiziellen Anlässen, keine Beisetzung in der Kapuzinergruft. Dennoch ließ sich Franz Ferdinand nicht beirren. Die beiden hatten drei Kinder und waren unzertrennlich.
Bis zum 28. Juni 1914. An diesem Tag wurde das Paar bei einem offiziellen Besuch in Sarajewo von einem serbischen Nationalisten erschossen. Das Attentat gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. Kurz darauf ließ die Familie die beiden in Artstetten beisetzen: Seite an Seite, so wie sie gelebt hatten.
Heute beherbergt das Schloss das Erzherzog Franz Ferdinand-Museum. In der Ausstellung „Durchs Schlüsselloch“ lernen Besucher nicht nur den Politiker und Sammler Franz Ferdinand kennen, sondern auch den Familienmenschen, den Liebenden, den Reformer. Der Rundgang führt durch original erhaltene Salons, vorbei an Uniformen, Porträts, persönlichen Gegenständen, und endet oft mit einem Kloß im Hals. Denn die Geschichte ist nicht dekoriert. Sie ist echt.
Auch draußen setzt sich das Erlebnis fort: Im Natur-Schlosspark, der zu den historisch bedeutendsten Gartenanlagen Österreichs zählt, treffen geomantische Sichtachsen auf botanische Symbolkraft. Zwischen Kastanienallee, Springbrunnen und uralten Gehölzen stehen Apfel- und Birnbäume mit Namen wie Zar Alexander oder Königin Victoria. Ein stilles Statement für das, was Franz Ferdinand wollte: ein Europa, das auf Miteinander baut statt auf Machtspiele.
- die Familiengruft unter der Schlosskirche, ein stiller Fixpunkt europäischer Erinnerungskultur
- das Erzherzog Franz Ferdinand-Museum, wo Besucher einen intimen Einblick in sein Leben, Denken und Handeln erhalten
- den englischen Landschaftsgarten mit geomantischer Kastanienallee
- die historischen Salons mit originaler Möblierung
- die aristokratische Obstbaumsammlung im Schlosspark
- Schloss Artstetten befindet sich im südlichen Waldviertel, nur wenige Kilometer von der Donau entfernt. Es ist ganzjährig bewohnt und wird in siebter Generation von der Familie Hohenberg betreut.
- Das Schloss umfasst sieben charakteristische Türme, eine Schlosskirche mit Gruft, einen denkmalgeschützten Park und ein mehrfach ausgezeichnetes Museum, das seit 1982 geöffnet ist.
- Die Gruft wurde 1909 errichtet und beherbergt neben dem Thronfolgerpaar auch deren Söhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder. Ein Teil der Anlage wurde 1956 erweitert, um weiteren Familienmitgliedern Platz zu geben.
- Führungen durch Schloss, Gruft und Park sind auf Deutsch, Englisch und Französisch buchbar. Für Einzelbesucher stehen Audioguides zur Verfügung. Sonderführungen in weiteren Sprachen sind nach Voranmeldung möglich.
- Der Schlosspark zählt zu den 56 historisch bedeutendsten Gartenanlagen Österreichs und enthält zahlreiche Elemente der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts, darunter eine geomantische Allee, zwei Brunnen und einen sogenannten „Spuckmann“.
- Im Schlosscafé auf der Sonnenterrasse können Besucher regionale Spezialitäten genießen, vom Frühstück bis zum selbstgemachten Apfelstrudel. Auf Wunsch werden auch Picknickkörbe für den Park zusammengestellt.