Klimawandel und Luftverschmutzung belasten nicht nur uns, sondern auch bestäubende Insekten. Jede zehnte Wildbienenart in Europa ist vom Aussterben bedroht. Zwischen 1990 und 2022 gab es bei den Bienenvölkern Europas einen Rückgang um 37 Prozent. Generell liegt Imkern aber im Trend. Insgesamt gibt es in Österreich mehr als 31.000 Imker und rund 426.000 Bienenvölker. Die meisten Bienen leben in Ober- und Niederösterreich sowie in der Steiermark.
Vor allem in milden Wintern wie dem vergangenen füttern Imker oft Zuckerwasser zu. Denn die Bienen fliegen bereits aus, finden aber noch keine Nahrung. Was kann man als Laie tun, um den süßen Brummern zu helfen? Darauf weiß Imker Markus Bleich von Biene Burgenland eine Antwort: „Ganz einfach: Bienen mieten.“ Und das geht wie folgt: Nach Anmeldung auf der Website informiert sich das Team von Biene Burgenland über den vorgesehenen Standort für den Stock. Denn zunächst gilt es, über gesetzliche Einschränkungen Bescheid zu wissen. „Es gibt Sperrgebiete, in denen keine zusätzlichen Bienen angesiedelt werden oder wohnen dürfen“, erzählt der Familienvater aus Neusiedl am See. Grund dafür ist, dass man in den Sperrgebieten neue Königinnen züchtet.
Aber keine Sorge, das Unternehmen klärt das alles im Vorfeld ab. Danach nimmt das Unternehmen den Garten in Augenschein. Eine genaue Quadratmeteranzahl lässt sich nicht festmachen, weil es mehr auf die Form des Gartens als auf die Fläche ankommt. „In einem lang gezogenen Garten gibt es mehr Möglichkeiten, ein ruhiges Fleckchen für die Bienen zu finden, als in einem quadratischen mit gleicher Fläche. Ein Busch oder Ähnliches reicht aber auch, um den Stock abzugrenzen und den Bienen genug Ruhe zu geben“, erklärt der Fachmann. Kinder und Haustiere stellen prinzipiell kein Problem dar. Obstbäume und bunte Blumen im Garten zu haben, sind zwar ein Plus, aber kein Muss. „Solange es kein auf zwei Zentimeter geschnittener englischer Rasen ist, finden die Bienen in jedem Garten Futter“, sagt Bleich. Zudem bewegen sich die Arbeiterbienen in einem Radius von einem bis zu eineinhalb Kilometer Luftlinie. Wer dennoch etwas nachhelfen möchte, kann eine Blühwiese streuen.
Wenn das Bienen-Zuhause aufgestellt ist, bekommt man eine Einführung. Dabei kann man auch einen Blick in den Stock werfen. Nach zwei bis drei Monaten wird das Bienenvolk wieder abgeholt. Das Ergebnis der Bienen zum Mieten? Bis zu 50 Kilogramm Honig. „Das ist eine ganze Menge. Vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Biene in ihrem Leben zwischen zwei und zweieinhalb Gramm Honig produziert“, so der Experte. Einen gewissen Anteil bekommt man als Mieter zugesichert. Das bedeutet: Sollten die Bienen keinen Honig produzieren, bekommt man dennoch etwas von dem süßen Nektar. Das Imkern, Schleudern und Abfüllen übernimmt das Unternehmen. Die Honigtöpfe kann man übrigens auch branden und individuell gestalten. Gute Nachrichten gibt es auch für all jene, die Angst vor einem Bienenstich haben und dennoch der Natur helfen möchten: Künftig wird es auch möglich sein, die Mauerbiene im Garten zu halten.
„Der Vorteil ist, dass die Mauerbiene nicht stechen kann. Allerdings produziert sie den Honig nur für ihre Nachkommen“, sagt Bleich. 500 bis 1.000 Jungtiere kommen dann als neue Bewohner in den Garten. Zum Vergleich: In einem Bienenstock leben bis zu 60.000 Bienen. Diese Zahl muss auch so hoch sein, denn eine Arbeiterbiene lebt nur drei bis sechs Wochen im Sommer. Im Gegensatz dazu leben Königinnen zwischen einem und fünf Jahre – je nachdem, mit wie vielen Männchen sie sich beim Hochzeitsflug gepaart haben. Damit man keinen solchen Hochzeitsflug live im Garten miterlebt, vermietet man immer eine ältere Königin.
„Wer keine Bienen im Garten haben möchte oder keinen Garten hat, kann unsere Bienenoasen aus der Nähe begutachten“, so Bleich. Diese befinden sich in den burgenländischen Gemeinden Neusiedl, Parndorf, Pamhagen, Pama und Strem. Biene Burgenland bietet dort kostenlose Führungen und Honigverkostungen direkt aus der Wabe an. Auch ein Picknick in der Oase mit regionalen Produkten ist möglich.
Das Unternehmen wurde vor zehn Jahren gegründet. Jährlich vermietet es rund 100 Stöcke. Insgesamt besitzt die Imkerei 200 Völker im Burgenland, in Niederösterreich und in Wien. Diese befinden sich vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen der ÖBB und sind Teil des Klimaschutzprojekts „Schienenbienen“.