Story

Die Pflege von heute und morgen: Visionen und Realitäten

Der Krankenwagen saust vorbei und man wünscht sich nur das Alles gut geht. Dafür braucht es bestens ausgebildete Helden. Zu diesen gehört der 25-jährige Lukas Ortner. Ob als Notfallssanitäter im Rettungswagen, als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Notaufnahme oder recherchierend in seiner Freizeit: Sein Herz schlägt für seinen Beruf. schauvorbei.at hat er wertvolle Einblicke in sein Arbeitsleben gegeben.
Pflege: Stetoskop, Spritze und Herz
Der Sektor Pflege gehört zu einem der Bedeutendsten unseres Gesundheitssystems. © Getty Images

schauvorbei.at: Was funktioniert derzeit gut im Sektor Pflege?
Lukas Ortner: Besonders gut funktioniert derzeit der Zusammenhalt zwischen den Pflegepersonen. Zusätzlich nimmt die Interdisziplinarität einen immer höheren Stellenwert ein und dementsprechend auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Berufsgruppen. Dazu zählen Pfleger, Mediziner und medizinisch-technische Dienstleister wie Ergo- oder Physiotherapeuten. Man vertraut aufeinander und kann aufeinander zählen. Das ist mir sehr wichtig. Außerdem entwickelt sich eine immer stärkere positive Fehlerkultur. Es werden Situationen nachbesprochen, Briefings und De-Briefings abgehalten und viele weitere Elemente aus dem Crew Ressource Management zunehmend sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis etabliert. Das ist ein wichtiger Punkt, da man so die Patientensicherheit deutlich stärken kann.

schauvorbei.at: Was kann man noch verbessern?
Lukas Ortner: Das hängt vom jeweiligen Sektor ab, in dem gearbeitet wird. Akutpflege braucht etwas anderes als beispielsweise mobile Pflege. Allgemein gesprochen, würde ich das Stichwort „Umfeld“ in den Ring werfen. Denn die Umfeldbedingungen könnten noch wesentlich verbessert werden. Beispielsweise, wenn man an den Personalschlüssel denkt. Aber auch die Anschaffung von arbeitserleichterndem und evidenzbasiertem Equipment ist ein wichtiger Faktor. Zum Umfeld zählen aber auch Dinge außerhalb der Arbeitsbedingungen. Dazu gehört zum Beispiel die Berichtserstattung zum Thema Pflege. Ich bin der Meinung, dass über die Arbeitsbedingungen objektiv berichtet werden sollte und jeder, der sich für eine Ausbildung in der Pflege entscheidet, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Jedoch sollte in den Medien öfters auf Dinge eingegangen werden, die gut funktionieren, auf die positiven Storys.

schauvorbei.at: Trotz aller Herausforderungen hast du dich für diesen Job entschieden. Warum?
Lukas Ortner: Ich komme ursprünglich aus dem Rettungsdienst und wollte die andere Seite der Patientenversorgung schon immer besser verstehen. Der einzig logische Weg hierfür war aus meiner Sicht das Studium der Allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege. Im Laufe der Ausbildung lernte ich die Pflege mit all ihren Facetten und Kanten kennen und lieben. Jetzt kenne ich beide Seiten und kann auch auf beiden Seiten effizient arbeiten. Für mich ist das „the best of both worlds“.

„Dankbarkeit, Hoffnung und Freude. Nicht jeder Dienst bietet all diese Emotionen und manche Dienste nichts von alledem. Aber die Dienste, die es tun, machen diesen Job so wertvoll.“
Lukas Ortner

schauvorbei.at: Was fasziniert dich am meisten?
Lukas Ortner: Die Zusammenarbeit zwischen allen Berufsgruppen. Alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen bringen eine Vielzahl an Perspektiven und Fachwissen mit. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Man lernt nie aus. Das ist für mich faszinierend.

 

Bild von Lukas Ortner
Gesundheits- und Krankenpfleger Lukas Ortner begann seine Laufbahn als Sanitäter. © Tschank

schauvorbei.at: Viele Mitarbeiter aus diesem Bereich lassen sich umschulen, weil der Druck zu hoch ist. Wie gehst du damit um?
Lukas Ortner: Ich bin, was diese Frage angeht, ein schlechter Interviewpartner, da ich mich auch in meiner Freizeit leidenschaftlich mit gesundheitlichen und medizinischen Themen beschäftige. Ich interessiere mich sehr dafür und investiere dementsprechend auch gern Zeit. Trotzdem versuche ich durch Sport, Ernährung, Freunde und sonstige nicht-medizinische Hobbys einen Ausgleich zu finden. Dieser ist wichtig, auch wenn man für die Pflege „brennt“. Den alles, was brennt, kann auch ausbrennen.

schauvorbei.at: Salopp gesagt, was bedeutet dir dieser Job?
Lukas Ortner: Neben einem Einkommen unglaublich viel (lacht). Ich liebe die Interaktionen mit den unterschiedlichsten Menschen, in jeglichen Lebenslagen. Daraus resultieren Dankbarkeit, Hoffnung und Freude. Zudem wunderbare Kollegen, von denen ich einige auch als Freunde bezeichnen darf. Nicht jeder Dienst bietet all diese Emotionen und manche Dienste nichts von alledem. Aber die Dienste, die es tun, machen diesen Job so wertvoll.

schauvorbei.at: Welches Erlebnis war bis jetzt das schönste für dich?
Lukas Ortner: Ich habe in der kurzen Zeit unzählige schöne Erinnerungen gesammelt. Ich persönlich verorte mich in der Notfallpflege, dementsprechend würde ich sagen, dass schönste Erlebnis ist, wenn die Versorgung eines Notfallpatienten richtig gut funktioniert und man eine direkte Zustandsverbesserung sieht. Insbesondere eine gute Teamarbeit und Kommunikation zwischen allen Berufsgruppen kann dann schon mal das Gefühl der Euphorie hervorrufen.

„Ich denke, dass Kommunikation, Empathie und Emotionen in der Natur der Sache bei der Pflege liegen. Diese Eigenschaften wird ein Roboter nicht erlernen können.“
Lukas Ortner

schauvorbei.at: In welche Richtung wird es sich in Zukunft entwickeln?
Lukas Ortner: Das ist schwierig vorherzusagen. Die Pflege ist meiner Meinung nach ständig im Wandel. Ich bin Optimist und gehe dementsprechend davon aus, dass die Pflege als Berufsgruppe weiter gestärkt wird. Insbesondere hinsichtlich ihrer Autonomie und Kompetenzen. Mein persönlicher Wunsch für das gesamte Gesundheitswesen wäre eine noch stärkere Fokussierung auf eine positive Fehlerkultur – insbesondere unter Einbezug des Crew Ressource Managements. Das ist mein persönliches „Steckenpferd“.

schauvorbei.at: Welche Rolle werden humanoide Roboter deiner Meinung nach im Bereich Pflege spielen?
Lukas Ortner: Ich bin, wie viele andere Kollegen, der Meinung, dass Roboter niemals die Arbeit von Pflegepersonen ersetzen können. Sie werden diese maximal unterstützen können, beispielsweise beim Positionieren. Außerdem häufen sich Rückenschmerzen und Muskel-Skelett-Erkrankungen unter Pflegepersonen. Dabei könnte ich mir eine Entlastung durch humanoide Roboter durchaus vorstellen. Es gibt bereits Tendenzen in diese Richtung, zum Beispiel Exoskelette. Das sind tragbare Roboter am menschlichen Körper, die die Bewegungen des Trägers unterstützen und verbessern.

Ich denke, dass Kommunikation, Empathie und Emotionen in der Natur der Sache bei der Pflege liegen. Diese Eigenschaften wird ein Roboter nicht erlernen können. Aber niemand weiß, was tatsächlich noch kommen wird. Die Zukunft verspricht Spannendes!

schauvorbei.at: Vielen Dank für das Gespräch!

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