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3. Mai 2024
Lifestyle

Eine Reise durch regionale Traditionen

Schon mal was von „Sampa Müch“ und „Steffelaushängen“ gehört? In Österreich gibt es viele gemeinsame Traditionen – aber Niederösterreich, Wien und das Burgenland haben auch ganz eigene Bräuche. schauvorbei.at hat sich die Vielfalt der österreichischen Weihnachtstraditionen genauer angesehen.

Familie beim Weihnachtsessen
Die Gans mit Rotkraut und Erdäpfelknödel gibt es im Burgenland zu Weihnachten. © shutterstock/Yuganov Konstantin

Bald ist Weihnachten: Allerorts funkeln bunte Lichter, der Duft von Weihnachtsbäckerei und Punsch liegt in der Luft. Aber wie ist das eigentlich in anderen Bundesländern? Eine Reise durch die vielfältigen Traditionen Österreichs während der Adventszeit entführt in eine Welt faszinierender Bräuche.

Allgemeine Traditionen in Österreich

Adventskranz und familiäre Rituale
Das Binden des Adventskranzes, gefertigt aus Tannenzweigen und mit vier Kerzen versehen, symbolisiert den Sieg über die Dunkelheit des Lebens. Punschtrinken und Adventkranzbinden werden zu kleinen Festen, die die Vorfreude auf Weihnachten intensivieren. Tipps und Anleitungen zum Adventkranzbinden gibt es hier.

Gemeinschaftsbräuche und wilde Raunächte
Die Straßen erwachen, wenn wilde Gestalten in handgeschnitzten Holzmasken und mit schweren Glocken durch die Straßen ziehen. Der Krampus- und Perchtenlauf sowie die Raunächte vereinen die Menschen in fröhlichem Zusammensein. Die Raunächte, besonders die Thomasnacht, Christnacht, Silvesternacht und Dreikönigsnacht, werden genutzt, um das Haus auszuräuchern und Unheil abzuwehren. Dieser fast vergessene Brauch erstreckt sich über zwölf mystische Nächte zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen am 6. Jänner.

Adventkalender: Das tägliche Geschenk der Vorfreude
Der Adventkalender, ob liebevoll selbstgemacht oder klassisch mit Schokolade gefüllt, ist das tägliche Geschenk der Vorfreude. Vom 1. bis zum 24. Dezember wird jeden Tag ein Türchen geöffnet, hinter dem eine kleine, süße Überraschung wartet. Eine zuckersüße Tradition, die Groß und Klein verbindet.

Christkind, Nikolaus und der strahlende Baum
Die Figur des Christkinds, gekleidet in schlichtes Weiß, repräsentiert die Bescherung. Am 6. Dezember hingegen wird der Heilige Nikolaus verehrt. Die festlich geschmückten Bäume erstrahlen am 24. Dezember, während Kinder gespannt auf das Klingeln des Glöckchens warten, das die lang ersehnte Bescherung ankündigt.

Friedenslicht in Österreich
Seit 1986 holt es der ORF Oberösterreich jedes Jahr nach Österreich. Das Friedenslicht erinnert an die Botschaft, die in Bethlehem bei der Geburt Christi verkündet wurde. Am 24.12.2022 ab 08.00 Uhr kann das ORF-Friedenslicht in ganz Österreich geholt werden:

  • in allen ORF Landesstudios,
  • bei vielen Dienststellen des Roten Kreuzes,
  • bei vielen Freiwilligen Feuerwehren,
  • in vielen Pfarren,
  • durch viele Pfadfindergruppen,
  • sowie an vielen besetzten Bahnhöfen der ÖBB.

Festliche Höhepunkte in Wien

Magischer Adventspaziergang in Wien
Die Hauptstadt Wien präsentiert ihre festliche Pracht mit imposanten Christkindlmärkten. Der berühmteste unter ihnen befindet sich auf dem Rathausplatz, während der Altwiener Christkindlmarkt auf der Freyung eine Reise in die Traditionen bis ins Jahr 1772 verspricht. Dort verschmelzen vorweihnachtliche Musik und abwechslungsreiche Stände zu einem Fest für Freunde der Adventszeit. Der Duft von Zimt, Bratäpfeln und Glühwein begleitet die Besucher auf ihrem Weg durch das festlich geschmückte Wien.

Die Riesenschleife in der Kärntner Straße
Die Kärntner Straße, eine der berühmten Einkaufsstraßen Wiens, wird zur Bühne einer leuchtenden Riesenschleife. Das imposante Symbol verkündet die frohe Botschaft: Weihnachten steht vor der Tür.

Weihnachtliche Köstlichkeiten und festliche Stimmung
Die kulinarische Vielfalt Wiens spiegelt sich in den festlichen Köstlichkeiten wider. Vom würzigen Punsch bis hin zu den traditionellen Weihnachtskeksen – die Wiener Küche verführt die Sinne und schafft eine einzigartige Atmosphäre. Der Karpfen hat eine lange Tradition und seine kulinarische Präsenz spiegelt sich in den festlichen Speisen der Wiener wider.

Magische Bräuche in Niederösterreich

Ein kulinarisches Fest der Sinne
Der Karpfen aus dem Waldviertel hat auch in Niederösterreich eine lange Tradition. Im Waldviertel war Erbsensuppe mit Mohnnudeln und Kraut an Heiligabend üblich. In jüngerer Zeit sind verschiedene Varianten wie Gebackene Filets mit Erdäpfelkruste oder Mohnpanier auf den Tisch gekommen. Der Waldviertler Karpfen mit Eierschwammerl und Karpfenpfandl sind ebenfalls beliebte Optionen. Wie in Wien wird in Niederösterreich am Heiligen Abend gerne Fisch gegessen, wobei die Zubereitung des Karpfens zwischen den Regionen variiert. Der „Sautanz“, ein kulinarisches Highlight, symbolisiert das Ende der Fastenzeit mit Würstel und Fleisch.

Magische Bräuche
Ein einzigartiger Brauch im Mostviertel ist die „Sampa Müch“: Hierbei wird Brot oder Gebäck klein geschnitten und mit warmer Milch übergossen. Die ganze Familie genießt dieses Gericht, wobei ein kleiner Rest in der Schüssel verbleibt. Jedes Familienmitglied legt über Nacht einen Löffel in die verbleibende Masse. Am nächsten Morgen entscheidet der Rahm auf dem Löffel, wer im kommenden Jahr das meiste Glück haben wird.

Lebendige Tradition
Am 4. Dezember, dem Barbaratag, pflegen die Niederösterreicher die Tradition des Barbarazweigs. Ein Zweig von Apfel- oder Kirschbaum wird abgeschnitten und ins Haus gebracht. Blüht der Zweig bis zum Heiligen Abend, verheißt dies Glück und Gesundheit für die ganze Familie. Es gibt regionale Varianten des Orakelbrauchs, darunter das Aufgehen der Saat bis zum Heiligen Abend als Vorzeichen für ein gutes Getreidejahr.

Süße Weihnachtsfreuden
Verschiedene traditionelle Mehlspeisen bereichern die niederösterreichische Weihnachtsküche. „Bukanzis“ sind Mehlspeisen ähnlich den Buchteln, gefüllt mit Marmelade und übergossen mit Honig und Mohn. Mohn- und Nussstrudel sowie Butterschlangerl gehören zu den klassischen weihnachtlichen Genüssen.

Burgenland: Zwischen Tradition und Gaumenfreuden

Ein skurriler Brauch am Stefanitag
Im Grenzgebiet zwischen der Steiermark, Niederösterreich und dem Burgenland erwacht am 26. Dezember der einzigartige Brauch des Steffelaushängens. Frühmorgens wird von jungen Frauen oder besonders hartnäckigen Langschläfern ein Kleidungsstück gestohlen und auf einem nahegelegenen Baum platziert. Die Herausforderung besteht darin, dass der Bestohlene sein Eigentum so rasch wie möglich zurückholen muss.

Vom Kletzenbrot zum festlichen Mahl
In den Tagen vor Weihnachten wird im Burgenland beim Brotbacken eine besondere Köstlichkeit zubereitet. In einer kleinen Backmulde entsteht der Teig für den „Loab“ Brot, angereichert mit getrockneten Birnen und Zwetschken, den berühmten Kletzen. Diese werden vor dem Backen in Wasser mit Zucker eingeweicht und mit Walnusskernen sowie Rahm verfeinert.

Am Heiligen Abend verwöhnen verschiedene Gaumenfreuden die Burgenländer. Der Karpfen mit Salzkartoffeln und Sauce Tartare steht ebenso auf dem festlichen Speiseplan wie die Gans mit Rotkraut und Erdäpfelknödel, geräucherter Lachs oder der festliche Tafelspitz. Die Weihnachtsfeiertage sind zudem geprägt von Raclette oder Fondue, die gemeinsam genossen werden.