schau: Du spielst in „My Fair Lady“ die Hauptrolle neben Mark Seibert. Ist dieses Engagement bei den Seefestspielen Mörbisch dein bisher größtes?
Anna Rosa Döller: Ja, auf jeden Fall. Letztes Jahr hatte ich schon die Ehre, Sophie in „Mamma Mia!“ spielen zu dürfen – das war etwas ganz Besonderes für mich. Heuer Eliza in „My Fair Lady“ zu verkörpern, ist noch eine Steigerung.
Was bedeutet das für dich?
Anna Rosa Döller: Diese Rolle bedeutet mir wahnsinnig viel. Allein schon deshalb, weil ich mir damit einen Kindheitstraum erfülle.
Steigt dadurch die Nervosität?
Anna Rosa Döller: Letztes Jahr war ich anfangs ziemlich aufgeregt – die riesige Seebühne, die vielen Zuschauer, das erlebt man nicht jeden Tag. Die Nervosität hat sich aber schnell wieder gelegt und in Vergnügen umgewandelt. Ich habe alles rundherum komplett vergessen und einfach nur das Spiel genossen. Deshalb freue ich mich schon sehr auf die heurige Saison.
Wie laufen die Vorbereitungen für die Festspiele ab?
Anna Rosa Döller: Vorab bekommen die Darsteller das Textbuch. Das sollte man natürlich gut einstudieren, bevor die Proben in Mörbisch beginnen. Wie diese heuer genau ablaufen, kann ich noch nicht sagen. Letztes Jahr haben wir sechs Wochen lang sechs Tage die Woche geprobt.
Gibt es eine Szene oder einen Song in „My Fair Lady“, die/der dir ganz besonders gefällt?
Anna Rosa Döller: Ich finde den ersten Akt, in dem Eliza noch dieses punkige, vulgäre Mädchen ist, sehr interessant. Das liegt daran, dass sie das Gegenteil von mir ist. Das sehe ich als kleine Herausforderung. Ich freue mich darauf, einmal eine andere Seite von mir zeigen zu können – ohne Konsequenzen (lacht).
Es gibt also kaum Parallelen zwischen dir und der Eliza im ersten Akt?
Anna Rosa Döller: Na ja, als Jugendliche war ich schon sehr frech und habe die Grenzen meiner Eltern ausgetestet. Ich hatte schwarz gefärbte Haare, Piercings und war wahrscheinlich auch nicht immer die Freundlichste (lacht). Inzwischen habe ich mich verändert und sehe mich eher bei der Lady als beim Punk-Girl. Ich glaube, diese persönliche Entwicklung wird mir auch beim Spiel nutzen.
Apropos Entwicklung: In „My Fair Lady“ versucht Professor Higgins, Eliza ihre derbe Sprache auszutreiben. Musst du für die Rolle einen Dialekt einüben, der den kraftvoll-vulgären Slang widerspiegelt?
Anna Rosa Döller: Ja, Eliza wird Wienerisch sprechen. Zum Glück wohne ich schon seit vier Jahren in Wien und weiß deshalb, wie es klingen muss. Übung macht den Meister.
Bist du damals für Jobs von Niederösterreich nach Wien gezogen?
Anna Rosa Döller: Ich bin für die dreijährige Ausbildung an der Performing Academy umgezogen. Am zweiten Probetag von „Mamma Mia!“ habe ich mein Diplom gemacht. Ich hatte wirklich Glück, dass der Übergang zu ersten Jobs so fließend verlaufen ist. Und natürlich auch, dass mich meine Eltern immer so unterstützt haben, obwohl sie keine Künstler sind. Das ist nicht selbstverständlich.
Das Talent wurde dir also nicht in die Wiege gelegt?
Anna Rosa Döller: Nein, aber meine Oma hatte eine Videokassette von „Cats“ und hat sie mir gezeigt. Ich fand den Tanz, den Gesang, die gesamte Show total faszinierend. Mit sechs Jahren habe ich dann angefangen, Klavier zu spielen. Später kam ich in der Musikschule auf Chorgesang. Die Chorleiterin hat selbst Musical studiert, und das hat mich dann letztendlich auf den heutigen Weg gebracht.
Wo soll dieser Weg nach „My Fair Lady“ hinführen?
Anna Rosa Döller: Meine absoluten Traumrollen waren immer Sophie und Eliza – dieses Ziel habe ich bald erreicht. Für die Zukunft wünsche ich mir, viele Häuser bespielen zu können, ganz viele Bühnen zu erleben und Erfahrungen zu sammeln. Das bedeutet für mich auch durchaus, ins Ausland zu gehen. Ich bin ein großer Fan von Hamburg.
Hast du deinen Traumprinzen, der dich so liebt, wie du bist, schon gefunden?
Anna Rosa Döller: Ja, tatsächlich habe ich den letztes Jahr gefunden – die kitschigste Story ever (lacht)! Wir haben uns bei „Mamma Mia!“ kennengelernt. Er hat Sky gespielt und wir haben uns auch abseits der Bühne ineinander verliebt. Es ist schön, einen Partner zu haben, der einen versteht und die Herausforderungen kennt, die Künstler manchmal bewältigen müssen.
Wir wünschen dir privat und beruflich weiterhin viele Erfolge! Danke für das Gespräch.