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3. Mai 2024
Wohnen

Gute Gründe für grüne Wände und Dächer

Schutz vor Hitze, bessere Luftqualität, weniger Lärm: Grüne Wände finden immer mehr Beachtung. Das gilt sowohl in- als auch outdoor. Und auch für eine Dachbegrünung spricht einiges – selbst wenn es sich dabei nicht um begehbare Nutzfläche handelt.

Frau macht Yoga auf einer grünen Terrasse mit Blick auf begrünte Fassaden umliegender Häuser
Grüne Wände und Dächer können einen Beitrag zur Lebensqualität in Großstädten leisten. © Getty Images

Der High Line Park in New York: Die knapp 2,3 Kilometer der begrünten und begehbaren ehemaligen Bahntrasse sind seit ihrer Eröffnung 2009 so etwas wie ein weiteres Wahrzeichen des Big Apples. Und sie waren der Startschuss für einen neuen Trend – nämlich zu mehr Grün in verbautem Gebiet. Ob grüne Wände, Fassaden oder Dächer: Lebendige Begrünung hat einen deutlich größeren Mehrwert als nur den Zweck der Behübschung. Denn eine lebendige Wand sorgt für bessere Luft sowie für ihre Befeuchtung und verbessert dabei auch noch die Akustik. Dass sie beruhigend auf den Geist wirkt, ist ein willkommener Nebeneffekt. Davon abgesehen, gibt es aber auch noch weitere spannende Argumente, die für eine Begrünung von Wänden und Dächern sprechen.

Außenwände auf Balkon und Terrasse

Wenn es sich nicht um ein Eigenheim handelt, steht zu Beginn die Absprache mit Eigentümer oder Hausverwaltung. Häufig zum Einsatz kommt kletternder Efeu, doch der ist aufgrund seiner Hartnäckigkeit nicht jedem Hausbesitzer willkommen. Auch Wilder Wein ist als pflegeleichte Fassadenbegrünung sehr beliebt. Die bekanntesten Gegenargumente sind leicht zu entkräften: Schimmel etwa entsteht dadurch nicht, da die Pflanzen mehr Wasser aufnehmen als abgeben. Etwaige lästige Insekten wiederum stehen am Speiseplan von Vögeln, die sich deshalb gern in der Nähe ansiedeln. Begrünte Fassaden schützen übrigens vor extremer Hitze und Kälte – durch den von ihnen erzeugten Luftpolster sind die maximalen Temperaturschwankungen nur noch halb so groß. Eine sanfte Geräuschdämpfung zählt ebenfalls zu den positiven Eigenschaften einer lebendigen Wand.

Begrüntes Dach

Wer eine Dachterrasse sein Eigen nennen darf, wird sich ohnehin längst Gedanken über deren Begrünung gemacht haben. Interessant ist allerdings folgender Aspekt: Ein nicht begrüntes Haus versiegelt mehr oder weniger die Fläche. Durch Pflanzen am Dach reduziert man diese Versiegelung wieder, da sich zum Beispiel für Insekten und Vögel neuer Lebensraum eröffnet. Dazu kommt der Effekt der Schalldämmung, die mit Substratschicht und Pflanzenoberfläche bis zu acht Dezibel ausmachen kann. Das wiederum wirkt wie eine Halbierung von beispielsweise Fluglärm.

Auch nicht zu unterschätzen: Pflanzen am Dach sind gute Isolatoren und verbessern das Mikroklima. Einerseits reduzieren sie Abwärme und wirken dem Auskühlen des Dachs entgegen. „Andererseits schützen begrünte Dächer vor Überhitzung“, weiß Bauingenieur Richard Woschitz von der Woschitz Group. „Ein Gründach kann Temperaturabsenkungen von bis zu 30 Grad Celsius an Sonnentagen gegenüber einem konventionellen Blechdach erzielen.“ Das alles spricht dafür, ein Dach zu begrünen, selbst wenn es nicht benutzbar ist.

Je nach Aufbau unterscheidet man extensive und intensive Gründächer. „Extensive werden meist bevorzugt, weil sie besonders wartungsarm sind – durch einen speziellen Pflanzenmix, der unempfindlich gegen Frost sowie Trockenheit ist und mit einem geringen Nährstoffangebot auskommt“, so Woschitz. Als ­Leitpflanzen haben sich diverse Sedum-Arten durchgesetzt, etwa Mauerpfeffer oder Fette Hennen. „Nach dem Anwachsen des Bewuchses und der Anfangsphase müssen extensive Gründächer ein Mal jährlich gewartet werden. Anders gestaltet sich die Situation bei intensiven Gründächern: Sie sind praktisch wie ein Garten zu pflegen und zu betreuen.“

Lebendige Wand daheim und im Büro

Ein wenig aufwendig, aber wunderschön sind grüne Wände in Wohnung und Office. Hier kommen gern Farne und großblättrige Philodendren zum Einsatz. Also Pflanzen, die Zimmertemperatur und -bedingungen mögen – und keine bodengebundenen Kletterpflanzen wie etwa Efeu. Man befestigt sie samt ihrer wasserdichten Unterkonstruktion an der Wand: Sie nimmt die Feuchtigkeit wie auch das Pflanzensubstrat auf. Das sieht faszinierend aus und sorgt für ausgezeichnete Raumakustik. Fans der immer beliebter werdenden Mooswände müssen wir allerdings enttäuschen: Diese Pflanzen sind konserviert. Ihr Aussehen behalten sie aufgrund von zugefügter Farbe. Eine lebendige Wand braucht schon mehr Pflege – dafür gibt sie auch mehr zurück.