Schon als Kind hatte die gebürtige Mattersburgerin Theresa Kulovits ein klares berufliches Ziel: Moderatorin werden. Heute ist ihr Gesicht in ORF-Formaten wie „ORF III Aktuell“ zu sehen. Offen und ehrlich erzählt sie im Interview über ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne.
Theresa, du bist Moderatorin und Redakteurin – beides mit Leidenschaft. War dir schon früh klar, dass du diesen Weg gehen möchtest?
Theresa Kulovits: Lustigerweise ja. Schon als Kind wusste ich, dass ich zum ORF will. Eine Freundin von mir hat kürzlich ein altes Freundebuch hervorgekramt, in dem ich bei „Was möchtest du später einmal werden?“ schrieb: „Beim ORF arbeiten.“ Meine Mutter nahm mich oft zu Festen des ORF Burgenland mit, und ich durfte hinter die Kulissen blicken – das hat mich fasziniert. Natürlich hatte ich zwischendurch auch andere berufliche Ideen. Ich habe kurz Lehramt studiert, aber gemerkt, dass das nichts für mich ist. An der FH Burgenland habe ich schließlich im Zuge des Studiums „Information, Medien und Kommunikation“ wieder entdeckt, dass der Journalismus genau das Richtige für mich ist. Durch Praktika beim ORF habe ich dann den Weg dorthin gefunden.
War der Einstieg in die Branche schwer für dich?
Theresa Kulovits: Eigentlich nicht, es lief relativ unkompliziert. Auch wenn ich früher nie geglaubt hätte, dass es stimmt, muss ich zugeben, dass „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ wirklich oft eine Rolle spielt. So kam ich auch zur Moderation – meine damalige Chefin rief mich an und fragte, ob ich es ausprobieren möchte. Natürlich habe ich hart gearbeitet und viel Energie hineingesteckt, aber das Schicksal hat mir so manche Türen geöffnet.
Heute moderierst du im politischen Bereich. Was fasziniert dich an der Politik?
Theresa Kulovits: Politik ist die Grundlage, wie die Welt funktioniert. Ich finde es extrem spannend, mit Menschen zu sprechen, die Entscheidungen treffen, die Milliarden von Menschen betreffen. Es ist wichtig, diesen Prozessen auf den Grund zu gehen und nicht alles ungefragt hinzunehmen. Es fasziniert mich, dass eine Handvoll Menschen das Leben so vieler bestimmt – und wir Journalisten dürfen dabei kritische Fragen stellen.
Wir haben gehört, dass du gerne Krisenreporterin werden würdest. Was reizt dich an dieser Aufgabe?
Theresa Kulovits: Krisenberichterstattung ist ein unglaublich wichtiger Teil des Journalismus. Wir leben in einem Land, dem es sehr gut geht, und das Bewusstsein dafür schwindet oft. Wenn man vor Ort über Krieg und Krisen berichtet, können Menschen eine realistische Vorstellung davon bekommen, wie das Leben woanders aussieht. Es ist extrem gefährlich, aber ich finde, es ist einer der wertvollsten Jobs im Journalismus.
Du stammst aus dem Burgenland, lebst aber mittlerweile in Wien. Welche Bedeutung hat das Burgenland noch für dich?
Theresa Kulovits: Das Burgenland bleibt immer meine Heimat. Ich wohne mittlerweile in Wien, bin aber regelmäßig in meiner Heimatstadt Mattersburg. Dort finde ich Ruhe und Natur – etwas, das in Wien oft fehlt. Obwohl ich mich in Wien wohlfühle, ist das Gefühl von „nach Hause kommen“ im Burgenland ganz besonders.
Was schätzt du an Wien, das du im Burgenland vermisst, und umgekehrt?
Theresa Kulovits: In Wien ist immer etwas los. Man hat unzählige Möglichkeiten, auszugehen oder etwas zu unternehmen. Im Burgenland hingegen schätze ich die Ruhe und die Natur – in meinem Garten im Burgenland kann ich komplett abschalten. Diese Ruhe finde ich in der Stadt selten.
Verbringst du Weihnachten auch im Burgenland?
Theresa Kulovits: Ja, absolut! Meine Oma hat am 24. Dezember Geburtstag, und die Familie feiert immer zusammen bei uns. Nach der Bescherung treffen wir uns oft mit Freunden – das ist schon eine kleine Tradition geworden.
Du berichtest oft über ernste Themen, wie etwa den Ukrainekrieg. Wie schaffst du es, dich davon emotional zu distanzieren?
Theresa Kulovits: Es ist nicht immer einfach. Was ich definitiv versuche zu vermeiden: Kein Nachrichten-Check direkt vorm Schlafengehen! Sich emotional abzuschotten, hilft auch im Beruf – ich finde es wichtig, sich außerhalb der Arbeit mit etwas Positivem zu beschäftigen. Mir hilft es, Trash-TV zu schauen (lacht), Sport zu machen oder mit Freunden etwas zu unternehmen. Und dann gibt es noch meine Katzen, Bibi und Pedro, die ich liebe und die meine Eltern im Burgenland betreuen.
Gab es Momente in deinem Beruf, die besonders herausfordernd waren?
Theresa Kulovits: Ja, einmal, als der Gaza-Konflikt eskalierte, und unser Korrespondent vor Ort den Kontakt zu seinem Team verloren hat. Da blieb mir kurz die Luft weg. Aber zum Glück gab es viele positive Erlebnisse, die alles überwiegen – wie meine ersten großen Interviews mit Politikern oder meine Moderationen bei den EU-Duellen. Auch Auszeichnungen wie „30 unter 30“ und die Möglichkeit, ein Kapitel im „Jahrbuch für politische Beratung 2023/24“ für ORF III mitzuschreiben, waren große Erfolge.
Wo siehst du den Journalismus in der Zukunft?
Theresa Kulovits: Journalismus wird immer wichtiger, auch wenn sich die Formate verändern werden, gerade durch soziale Medien und KI. Ich glaube, Journalisten müssen zunehmend Allrounder sein – neben dem Schreiben sollte man schneiden, filmen und produzieren können. Die Anforderungen steigen, aber das ist auch eine spannende Herausforderung.
Du hast noch ein Studium in Business Process Engineering abgeschlossen. Wie siehst du deine eigene Zukunft im Journalismus?
Theresa Kulovits: Mein Ziel wäre, weiterhin wichtige Menschen interviewen zu dürfen, die über das Leben vieler entscheiden. Kritische Fragen zu stellen und Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft herauszufordern – das reizt mich. Ich hoffe, dass sich mir in diese Richtung noch viele Türen öffnen.
Du hast erwähnt, dass Angela Merkel für dich eine Traum-Interviewpartnerin wäre. Was würdest du sie fragen?
Theresa Kulovits: Oh, das wäre eine große Ehre! Ich würde sie vor allem dazu befragen, wie sie heute auf Europa blickt und wie sie die Entwicklungen sieht, die seit ihrem Rückzug stattgefunden haben. Mich interessiert, wie sie in ihrer ruhigen, aber kraftvollen Art politische Entscheidungen getroffen hat und was sie von aktuellen Herausforderungen hält – gerade auch im Hinblick auf den Ukrainekonflikt und die EU. Angela Merkel hat eine starke und gleichzeitig so menschliche Ausstrahlung – eine absolute Top-Frau, finde ich.
Apropos Top-Frauen: Wer hat dich auf deinem Weg besonders inspiriert?
Theresa Kulovits: Da gibt es viele, aber zwei Menschen möchte ich besonders hervorheben: Ingrid Thurnher und Lou Lorenz-Dittlbacher. Beide sind journalistisch und menschlich unglaublich stark und haben mich immer unterstützt und inspiriert. Auch Reiner Reitsamer ist ein guter Freund geworden und ein Vorbild. Er zeigt, wie man Humor und Professionalität vereinen kann. Im ORF bewundere ich zudem Susanne Schnabl für ihre Interviewkunst. Jeder dieser Menschen hat mir etwas beigebracht und mich dazu motiviert, immer mein Bestes zu geben.
Und was würdest du angehenden Nachwuchsjournalisten raten?
Theresa Kulovits: Seid ihr selbst und folgt euren Interessen! Das Wichtigste ist, für das, was man tut, zu brennen. Journalismus erfordert viel Einsatz und Durchhaltevermögen, aber es lohnt sich. Lesen, fragen, mit Menschen sprechen und sich eine breite Wissensbasis aneignen – das ist die beste Grundlage für diesen Beruf.
Vielen Dank für das Gespräch!