schauvorbei.at: Worauf dürfen sich die Besucher beim Kultursommer im Steinbruch heuer freuen?
Daniel Serafin: Bei der Oper im Steinbruch dürfen sich die Besucher auf eine phänomenale, spektakuläre Produktion von „Aida“ mit einem unfassbaren Team, einem tollen Ensemble und einem großartigen Orchester freuen. Wir werden ein Gesamterlebnis im Steinbruch präsentieren.
schauvorbei.at: Was ist das Besondere an dieser Inszenierung?
Daniel Serafin: Das Besondere daran sind der Regisseur, das Ensemble und das ganze Team. Dieses kommt aus den verschiedensten Nationen. Nicht zu vergessen die Einzigartigkeit der Location des Steinbruchs in St. Margarethen, die in die Zeit der Pharaonen transferiert wird. Also mit einem Satz: Wir werden in Ägypten sein und das Geschehen wird hautnah miterlebt.
schauvorbei.at: Wenn Sie schon von Ägypten sprechen, wie ist das Bühnenbild entstanden?
Daniel Serafin: Es ist ein wirklich noch nie da gewesenes Bühnenbild mit einem riesigen Pharao-Grab. Fontänen, Wasser- und Feuerspiele werden mit dabei sein. So wie es sie damals auch in den Gärten des Pharaos gab. Außerdem haben wir Stuntmen und Akrobaten, die auf einem 85 Meter langen Stahlseil tänzeln. Ich selbst würde nicht einmal einen Meter schaffen (lacht). Die Bühne wird einiges bieten.
schauvorbei.at: Was finden Sie an Ihrer Rolle als Intendant inspirierend?
Daniel Serafin: Ich denke, mit dem Ensemble und dem Team etwas gestalten zu können und so fantastische Opern dem Publikum zeigen zu dürfen in diesem unfassbaren, einzigartigen Ort und dort arbeiten zu dürfen – da geht einem einfach das Herz auf. Wer schon dort war, weiß, wovon ich spreche. Und wer noch nicht dort war – na, da kann ich nur sagen: Herzlich willkommen! Ich würde mich wahnsinnig freuen.
Wie heißt es so schön auf Wienerisch? „Wann der Herrgott net will, nutzt es gar nix.“
Intendant Daniel Serafin
schauvorbei.at: Man merkt, es ist sehr viele Leidenschaft vorhanden. Wollten Sie, als Sie ein Kind waren, schon Intendant werden oder hätte es auch ganz anders kommen können?
Daniel Serafin: Natürlich träumt man als Kind nicht davon, Intendant zu werden. Anfangs wollte ich Sänger werden. Obwohl, als ich ein kleiner Bub war, wollte ich Medizin studieren. Das ging schief, dann bin ich beim Gesang gelandet, und letztendlich hat es mich ins Kulturmanagement gebracht. Von dort kam ich in diese schöne Position, die ich jetzt ausübe.
schauvorbei.at: Die Inszenierung welches Stücks hat Ihnen bislang am meisten bedeutet?
Daniel Serafin: Ah, das kann ich nicht sagen. Denn dann würde ich eine herauspicken und die anderen abwerten. Meine erste Produktion war „Die Zauberflöte“, dann kamen „Turandot“, „Nabucco“ und im Anschluss „Carmen“. Diese vier haben etwas ganz Besonders an sich. Die jetzige fünfte Produktion wird diese wieder toppen. Ich würde sie aber alle ex aequo aufstellen.
schauvorbei.at: Welcher Sänger oder welche Sängerin hat Sie am meisten auf der Bühne überrascht?
Daniel Serafin: Ich würde sagen von meinen Künstlerinnen und Künstlern die Nachwuchstalente. Wenn ich eine nennen sollte, dann würde ich Ekaterina Sannikova wählen. Sie ist damals vor zwei Jahren das erste Mal als Abigaille im Steinbruch bei „Nabucco“ aufgetreten und wird dieses Jahr als Aida singen. Definitiv ist sie eines der Talente, das am meisten hervorgestochen ist.
schauvorbei.at: Worst-Case-Szenario: Letztes Jahr waren die Wettergötter der Premiere nicht wohlgesonnen. Wie reagiert man denn, wenn alles schiefgeht?
Daniel Serafin: Wie heißt es so schön auf Wienerisch? „Wann der Herrgott net will, nutzt es gar nix.“ Und es war leider Gottes so. Es war die einzige Vorstellung im letzten Sommer, die abgebrochen werden musste. Ich sehe aber positiv in die Zukunft und freue mich auf schöne Sommerabende.
Das ist das Schönste: Wir spielen für die Besucher: Ohne Publikum wären wir nichts.
Intendant Daniel Serafin
schauvorbei.at: Was erwarten Sie sich heuer von der Premiere?
Daniel Serafin: Ich freue mich einfach, das Publikum wieder begrüßen zu dürfen. Diese zwei Stunden vor der Vorstellung sind einfach großartig. Wenn an die 5.000 Menschen an einem vorbeigehen und man zum Teil Fotos mit ihnen macht, mit ihnen spricht und mit ihnen interagiert. Das ist das Schönste: Wir spielen für die Besucher: Ohne Publikum wären wir nichts.
schauvorbei.at: Welche Rolle spielen für Sie Ihre Wurzeln?
Daniel Serafin: Meine Wurzeln spielen eine große Rolle. Ich bin meinem Vater und meiner Mutter für vieles und für das meiste sogar sehr, sehr dankbar. Sie haben mich geprägt. Und ich glaube, zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin.
schauvorbei.at: Trotz dieser Wurzeln hört man, dass Sie ein Weltenbummler sind. Worin liegt für Sie der Reiz, aus dem Koffer zu leben?
Daniel Serafin: Das Schöne ist, wenn man viele Nächte im Hotel verbringt – und das muss ich –, hat man in jedem Zimmer, in dem man wohnt, seinen Koffer. Darin hat man dann seine Kleidung und ein paar Sachen, die einem an zu Hause erinnern. Somit trägt man es immer mit sich. Jedes Hotelzimmer wird automatisch mein Zuhause.
schauvorbei.at: Haben Sie geplant, sich irgendwann ganz niederzulassen?
Daniel Serafin: Ich denke, dieses Weltenbummler-Dasein ist etwas, das der Beruf mit sich bringt. Privat würde ich nicht so viel touren. Aber im Moment gefallen mir auch die kleinen Reisen von Wien nach St. Margarethen.
schauvorbei.at: Welchen Ort würden Sie als zweite Heimat beschreiben?
Daniel Serafin: Wien, der Steinbruch und New York bilden eine Achse. Müsste ich mich für einen Ort entscheiden, würde ich eine Münze werfen. Denn in Wien bin ich quasi zu Hause. In Eisenstadt und St. Margarethen ist meine Wirkungsstätte. Und New York aus dem Grund, weil ich dort seit einigen Jahren ein Charity Projekt am Laufen habe. Es ist der älteste Auslandsball Österreichs. Außerdem habe ich dort studiert. So kam ich auch dazu. Ich wurde von der Wirtschaftskammer gefragt, ob ich diesen Ball künstlerisch betreuen will, und habe gesagt: „Es wäre mir eine Freude, Wien beziehungsweise Österreich vertreten zu können.“
schauvorbei.at: Wenn Sie dort auch studiert haben, war dann die Überlegung da, dort zu bleiben?
Daniel Serafin: Nein, ich liebe Amerika, aber dafür bin ich zu sehr Österreicher oder Wiener. Ich liebe es, dort zu sein. Aber wenn ich mich zu lange dort aufhalte, bekomme ich Fernweh oder Heimweh. Und dann will ich wieder zurück.
Das Burgenland ist ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Intendant Daniel Serafin
schauvorbei.at: Worin zeigt sich für Sie der Charme des Burgenlandes?
Daniel Serafin: Eindeutig an der Vielfalt und der Diversität, vom Nord- über das Mittel- bis hin zum Südburgenland. Der Neusiedler See, die Natur, die Kultur und der Wein, es ist einfach traumhaft. Das Burgenland ist ein wunderschönes Fleckchen Erde.
schauvorbei.at: Wo trifft man Sie abseits der Bühne?
Daniel Serafin: Abseits der Bühne heißt für mich auch abseits der Öffentlichkeit. Da trifft man mich daheim an. Oder ich bin auch gerne mit Freunden unterwegs, vielleicht in einem Kaffeehaus und auf jeden Fall nicht im Rampenlicht. Lieber bin ich in der Natur unterwegs, um zu entschleunigen. Das ist mir auch sehr wichtig. Ich gehe gerne spazieren, um den Kopf freizubekommen.
schauvorbei.at: Ihr Vater beschreibt Sie als hochbegabten PR-Menschen mit kolossaler Sensibilität und Überzeugungskraft und starken Nehmerqualitäten. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Daniel Serafin: Das höre ich jetzt gerade zum ersten Mal und bin ganz überrascht! Wie würde ich ihn beschreiben? Eine Energiequelle mit 92 Jahren, von der ich – noch immer – wahnsinnig viel lernen kann, die mir ein Vorbild ist und einfach eine Urkraft.
schauvorbei.at: Welche drei Eigenschaften zeichnen Sie aus und warum?
Daniel Serafin: Ich würde sagen: zielstrebig, sympathisch und motiviert. Die erste Eigenschaft, weil wir alle einem Ziel folgen, und ein bisschen zielorientiert zu sein, schadet nie. Sympathisch, weil ich glaube, dass ich ein netter Mensch bin. Und die Motivation zeigt sich immer im Team und im Ensemble. Denn eine Produktion bedarf immer eines gewissen Engagements und viel Selbstüberwindung.
„Aida“ – oder wie viele Wiener sagen die „Eida“ – ist ein Traumwerk. Da gibt es nur die Vorfreude darauf, wann wir endlich loslegen.
Intendant Daniel Serafin
schauvorbei.at: Inwiefern spielt denn die Selbstüberwindung bei der jetzigen Produktion eine Rolle?
Daniel Serafin: Nein, dabei muss ich mich nicht selbst überwinden. „Aida“ – oder wie viele Wiener sagen die „Eida“ – ist ein Traumwerk. Da gibt es nur die Vorfreude darauf, wann wir endlich loslegen.
schauvorbei.at: Was unterscheidet den privaten Daniel Serafin vom Intendanten Daniel Serafin?
Daniel Serafin: Der private Daniel Serafin tritt eher weniger in Aktion. Wenn ich zu Hause bin, dann bin ich privat, dann sieht mich auch niemand. Er ist eigentlich das Gegenteil des öffentlichen Daniels. Er lacht nicht so viel, denn er muss für niemanden lustig sein. Dieser Teil meiner Persönlichkeit ist ruhig und in sich gekehrt. Manchmal ist er auch griesgrämig. Er ist beziehungsweise ich bin dann auch definitiv nicht der, der ich in der Öffentlichkeit bin. Privat bin ich eher ein Einsiedler.
schauvorbei.at: Ist es eine Rolle, die man einnimmt, oder sind es unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, die dann stärker hervortreten?
Daniel Serafin: Definitiv das Zweite, es sind einfach unterschiedliche – sagen wir menschliche – Qualitäten, die manchmal da und manchmal dort gezeigt werden.
schauvorbei.at: Was war bislang die Rolle Ihres Lebens?
Daniel Serafin: Die tägliche Bewältigung des Lebens und immer an mir zu arbeiten und mich zu verbessern. Ich bin ein stets unzufriedener Mensch, der sagt: „Da geht noch was!“, „Da geht noch mehr!” und „Du kannst dich mehr bemühen!“. Es gibt immer ein paar Selbstzweifel. Deswegen liegt diesem Streben ein intrinsischer Antrieb zugrunde. Dabei habe ich so viele Baustellen. Manchmal weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! (Lacht.) Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen und an diese wird jeden Tag mit frischem Mut herangegangen. Wenn es um Projekte geht, versuche ich zu evaluieren, worin ein Problem lag, den Fehler zu korrigieren und es das nächste Mal besser zu machen. So lernt man und kann kontinuierlich kleine Selbstkorrekturen durchführen. Das ist, denke ich, sehr wichtig.
schauvorbei.at: Können Sie mir da ein Beispiel nennen?
Daniel Serafin: Wenn zum Beispiel einem Sänger zu viel zugemutet wurde. Dann muss man versuchen, insofern zu korrigieren, dass man das nächste Mal gleich einen anderen nimmt (lacht).
Ich bin zufrieden mit dem, was ich jetzt im Moment schaffen darf und was die Zukunft bringt? Das wissen wir nicht.
Intendant Daniel Serafin
schauvorbei.at: Was möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Daniel Serafin: Ich bin zufrieden mit dem, was ich jetzt im Moment schaffen darf und was die Zukunft bringt? Das wissen wir nicht. Deswegen werde ich einfach stets an dem arbeiten, das gerade am Plan steht, und im Moment ist das eine tolle Produktion von „Aida“. Diese muss erst mal auf die Beine gestellt werden.
schauvorbei.at: Kommen wir zur Speed-Runde mit einem regelrechten Fragen-Hagel: Die beste Jahreszeit für Urlaub ist …
Daniel Serafin: Wann habe ich Urlaub? – Ich würde sagen im Februar.
schauvorbei.at: Hund oder Katze?
Daniel Serafin: Ich hatte beides, aber ich würde sagen Katze.
schauvorbei.at: Verbrenner, Hybrid oder E-Auto?
Daniel Serafin: Ich fahre einen Hybrid.
schauvorbei.at: Alter vor Schönheit, ja oder nein?
Daniel Serafin: Ja!
schauvorbei.at: Jetzt wird es musikalisch, Musical oder Operette?
Daniel Serafin: Ich liebe beides, aber ich würde sagen Musical.
Meine Arbeit als Intendant bedeutet für mich …
Intendant Daniel Serafin
… eine unglaubliche Herausforderung und ein großes Glück.
schauvorbei.at: Sopran oder Tenor?
Daniel Serafin: Definitiv Sopran!
schauvorbei.at: Arie oder Rezitativ?
Daniel Serafin: Immer die Arie.
schauvorbei.at: Lieblingsstück:
Daniel Serafin: Alle (lacht).
schauvorbei.at: Lieblingsoper:
Daniel Serafin: Immer diejenige, an der ich gerade arbeite.
schauvorbei.at: Nun noch ein paar Sätze beenden: Meine Arbeit als Intendant bedeutet für mich …
Daniel Serafin: Eine unglaubliche Herausforderung und ein großes Glück.
schauvorbei.at: Mein Schwarm als Teenager …
Daniel Serafin: Das war tatsächlich Julia Roberts.
Wenn ich zu den sieben Weltwundern eines dazugeben könnte, wäre das …
Intendant Daniel Serafin
… eindeutig der Steinbruch St. Margarethen.
schauvorbei.at: Wenn ich zu den sieben Weltwundern eines dazugeben könnte, wäre das …
Daniel Serafin: Eindeutig der Steinbruch St. Margarethen.
schauvorbei.at: Mein Geheimnis gegen Frust …
Daniel Serafin: Freude und Lust.
schauvorbei.at: Zu einem gemütlichen Sonntag gehört für mich …
Daniel Serafin: Ganz klar: meine Familie.
schauvorbei.at: Danke für das Gespräch und wir wünschen Ihnen natürlich alles Gute für den Kultursommer im Steinbruch!