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PET to PET Recycling: Mikroplastik vermeiden, Ressourcen schonen

Plastik-Getränkeflaschen in neue, hochwertige Produkte verwandeln: Das ist der Alltag von PET to PET in Müllendorf. Geschäftsführer Christian Strasser hat uns einen Einblick ins Unternehmen und in die Prozesse vor Ort gegeben.
Porträt von Thomas Billes und Christian Strasser vor einem Sack mit blauen Granulatkügelchen
Die PET-to-PET-Geschäftsführer Thomas Billes (l.) und Christian Strasser mit den lebensmitteltauglichen Granulatkügelchen. © Andi Bruckner

Die PET to PET Recycling Österreich GmbH im burgenländischen Müllendorf ist die landesweit einzige PET-Recyclinganlage der heimischen Getränkeindustrie. Im ersten Halbjahr 2024 hat das Unternehmen 16.071 Tonnen Flaschen wiederaufbereitet. Wir haben mit Geschäftsführer Christian Strasser über den Recyclingprozess, das Thema Mikroplastik und die Zukunft des Werkstoffes PET gesprochen.

schau: PET ist eines der wichtigsten Materialien in der Verpackungsindustrie. Gleichzeitig ist der Kampf gegen (Mikro-)Plastik in aller Munde und viele Kunststofferzeugnisse haben einen schlechten Ruf. Welche Vorteile hat PET und welche Mythen würden Sie gerne aus der Welt schaffen?

Christian Strasser: Zunächst darf ich anmerken, dass PET selbstverständlich ein ausgezeichneter Werkstoff für Getränkeverpackungen ist, allerdings sprechen wir dabei nur von ca. 25 Prozent des weltweit eingesetzten PET-Materials. Rund 50 Prozent werden in der Textilindustrie und ca. 20 Prozent für Folienanwendungen eingesetzt. Die restliche Menge teilt sich auf Anwendungen wie Palettenumreifungsbänder oder Ähnliches auf. Bei genauerer Betrachtung ist meiner Einschätzung nach der größte Anwendungsbereich – nämlich die Textilfaser – nicht nur einer der größten Eintragsbereiche, sondern auch aufgrund der Feinheit der Mikroplastikteilchen der am wenigsten kontrollierbare.

Im Falle der Getränkeflasche ist bei normaler Handhabung und ordnungsgemäßer Einbringung der leeren Flaschen samt Verschluss und Etikette in die dafür vorgesehenen Sammelsysteme das Entstehen sowie unbeabsichtigte Emittieren von Mikroplastik als sehr gering einzustufen. Dieser Umstand wird sich noch weiter verbessern, wenn Getränkeverpackungen aus PET und Dosen ab 2025 mit einem Pfand belegt sind. Nach der Sammlung und Sortierung, welche einem Recyclingprozess vorgelagert sind, wird eine unkontrollierte Emission von Mikroplastik weitestgehend vermieden, da dieser Prozess in einem geschlossenen System stattfindet.

Ich darf an dieser Stelle auf unsere nachhaltigen Maßnahmen, die im Zuge der Aufbereitung von PET zu einem hochwertigen lebensmitteltauglichen Sekundärrohstoff stattfinden, eingehen. Sämtliche Abluftströme, die beim Aufbereitungsprozess anfallen, werden an unserem Standort in Müllendorf über spezielle Filteranlagen geführt und gereinigt. Dabei wird die Abwärme genutzt und wieder in den Prozess zurückgeführt. Besonders stolz sind wir auf unseren geschlossenen Wasserkreislauf. Bei diesem ist sichergestellt, dass keine noch so kleinen Kunststoffpartikel mit dem Abwasser emittiert werden. Dazu betreiben wir eine eigene biologische Kläranlage. Daraus ziehen wir mit einer Ultrafiltrationsanlage das biologisch gereinigte Abwasser ab und führen es über eine Umkehrosmoseanlage, um es auf Prozesswasserqualität zu bringen, und setzen es wieder in unserem Reinigungsprozess ein. Nur ein kleiner Teil muss regelmäßig ausgeleitet und durch Frischwasser ergänzt werden. Dabei stellen wir sicher, dass keine Kunststoffteilchen an die Umwelt abgegeben werden.

Können Sie uns einen kleinen Einblick in den Recyclingprozess bei PET to PET geben? 

Die gesammelten, farblich sortierten und zu Ballen gepressten PET-Getränkeflaschen werden zu unserer PET-to-PET-Recyclinganlage in Müllendorf geliefert. Hier werden die Ballen entsprechend der Farbe (transparent klar, blau oder grün) zu einem hochwertigen lebensmitteltauglichen Sekundärrohstoff verarbeitet, der wieder zur Herstellung von neuen PET-Getränkeflaschen eingesetzt wird.

Dazu müssen die Ballen in der Anlage geöffnet werden, damit die einzelnen Flaschen auf den Förderbändern noch einmal automatisch und manuell qualitätssortiert werden können. Falsche Farben oder andere Verpackungskunststoffe werden bei diesem Prozess noch herausgenommen, um sicherzustellen, dass nur Getränkeflaschen der gleichen Farbe zur weiteren Verarbeitung gelangen. Danach werden diese in großen Schneidmühlen zerkleinert und heiß gewaschen, um alle oberflächlichen Verunreinigungen zu entfernen. Danach müssen noch die Verschlusskappenteilchen, die aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) bestehen, und das Flaschenmaterial aus Polyethylenterephthalat (PET) voneinander getrennt werden.

Das Material kann aufgrund der unterschiedlichen spezifischen Gewichte der beiden Kunststoffe gut voneinander getrennt werden. Denn PET ist schwerer als Wasser und sinkt im Wasserbad zu Boden, während die Kunststoffe PE und PP aufgrund ihrer geringeren Dichte an der Oberfläche schwimmen. Dieser Prozess findet im sogenannten Trennbecken statt. Danach erfolgt noch eine Sortierung nach Farbe. Dabei werden alle Flakes, die nicht der Farbvorgabe entsprechen, aussortiert.

Im nächsten Schritt wird überprüft, ob sich tatsächlich nur PET-Teilchen im Strom befinden. Werden andere Kunststoffteilchen erkannt, werden diese ebenfalls aussortiert. Damit ist der erste Reinigungsschritt abgeschlossen. Das entstandene Produkt bezeichnen wir als Washed Flakes, das bereits in dieser Form für viele Anwendungen im Nichtlebensmittelbereich eingesetzt werden kann.

Damit daraus wieder neue Getränkeflaschen hergestellt werden können, ist eine weitere Aufbereitungsstufe für eine lebensmitteltaugliche Qualität notwendig. Dafür setzen wir bei PET to PET zwei unterschiedliche Verfahren ein. Beim URRC-Verfahren werden in einem chemisch-physikalischen Prozess die Flakes intensiv gereinigt, ohne sie einzuschmelzen. Beim zweiten Verfahren, dem Granulierungsverfahren, werden die Flakes so hoch erhitzt, dass diese schmelzen. Dieses flüssige PET wird Schmelze genannt. Es wird feinst filtriert und zu kleinen Granulatkugeln geschnitten. Beide Recyclatformen – lebensmitteltaugliche Flakes oder lebensmitteltaugliche Granulate – können jedes für sich oder auch in einer beliebigen Mischung zur Herstellung neuer PET-Getränkeflaschen verwendet werden. Dabei werden die Vorteile aus beiden Recyclatformen bestmöglich genutzt und die höchsten Einsatzquoten von 100 Prozent Recyclateinsatz umgesetzt.

Sie verarbeiten die PET-Flaschen also zu Flakes und Granulat. Warum braucht es diese zwei Recyclatformen?

Der Grund, weshalb unser Unternehmen zwei unterschiedliche Verfahren einsetzt, hängt mit der Entwicklung und Zulassung der Aufbereitungsverfahren zusammen. Einerseits muss die Zulassung der Lebensmittelbehörde gewährleistet werden, um alle rechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen. Andererseits sind auch die Zulassungen von zumeist großen Getränkeherstellern erforderlich, die ihre eigenen, teilweise noch strengeren Vorgaben festgesetzt haben, insbesondere wenn es sich um optische Eigenschaften der von ihnen eingesetzten Packstoffe handelt. Das URRC-Verfahren war das erste Aufbereitungsverfahren, mit dem wir 2007 gestartet sind, das alle Bedingungen erfüllt hat. Danach wurde zusätzlich das zweite Verfahren installiert, um die Einsatzquoten der PET-Recyclate in den Getränkeflaschen noch weiter zu steigern.

Wie ist das Unternehmen auf das neue Pfandsystem ab 2025 vorbereitet?

Das Unternehmen ist bereits durch die bisherige Ausrichtung auf die Verarbeitung von sortierten Flaschen aus den Sammelsystemen sehr gut vorbereitet. Das heißt, dass jede unerwünschte Verunreinigung von unerwünschten Verpackungskunststoffen bzw. Nicht-Getränkeflaschen sehr gut aussortiert wird. Das heißt aber in weiterer Folge auch, dass mit Einführung des Pfandsystems der zu erwartende Grad an Verunreinigungen sehr stark zurückgehen wird, wenn es eine eigene Sammelebene für Getränkeverpackungen gibt.

Allerdings ist dabei nicht ausgeschlossen, dass in sehr geringem Ausmaß Fremdstoffe im Stoffstrom enthalten sein können. Wir haben die erforderliche Anlagenstruktur, um derartige Verunreinigungen wirksam entfernen zu können. Selbstverständlich ist aber auch eine Abstimmung auf den geänderten Inputstoffstrom erforderlich, um optimale Materialausbeuten sicherzustellen. So liegt in unserer Anlage ein wesentlicher Schwerpunkt auf der effizienten Entfernung der Restverunreinigung von kleinsten Aluminiumdosenteilchen.

Welche Ziele hat sich das Unternehmen für die kommenden Jahre gesetzt?

Seit 2007 haben wir gemeinsam mit der österreichischen Getränkeindustrie und den Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette den Bottle-to-Bottle-Kreislauf der PET-Getränkeflasche aufgebaut, und diesen bereits jetzt zum höchst erreichbaren Ziel geführt. Wesentliche Marktteilnehmende in Österreich setzen bereits heute 100 Prozent Recyclate zur Herstellung ihrer neuen Getränkeflaschen ein. Je sauberer die Sammelfraktion und je geringer eine Verunreinigung mit anderen Stoffen ist, desto höherwertiger kann auch das Recyclat hergestellt werden. Genau das ist unser Anspruch: die Qualität unserer Recyclate weiter zu verbessern. Das ist auch die Grundlage hochwertiger Stoffkreisläufe.

Vielleicht darf an dieser Stelle auch angemerkt werden, dass wir in Österreich bereits heute mit einem durchschnittlichen Recyclatanteil von über 40 Prozent in den Getränkeflaschen die Ziele der EU für ihre Mitgliedsstaaten mit 25 Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030 deutlich übererfüllt haben.

Noch ein Blick in die Zukunft: Welche Entwicklung erwarten Sie sich für die Verwendung von PET im Allgemeinen?

Der Werkstoff PET ist ein wertvoller Rohstoff in unserer Gesellschaft und für unterschiedlichste Anwendungen von heute, aber auch in der Zukunft, bestens geeignet. Wir als Gesellschaft tragen daher die Verantwortung, mit den von uns eingesetzten Rohstoffen nachhaltig umzugehen. Das heißt, Stoffkreisläufe zu schließen, um die Nutzungszeit der Werkstoffe so zu verlängern, wie dies werkstofflich möglich, aber auch wirtschaftlich vertretbar ist. Der Bottle-to-Bottle-Kreislauf ist ein Best-Practice-Beispiel, denn wir brauchen Kreisläufe für die von unserer Gesellschaft verwendeten Rohstoffe. Derzeit nutzen wir vorwiegend mechanische Recyclingverfahren und können damit Monowerkstoffe sehr gut wieder in den Kreislauf bringen. Über chemische Aufbereitungsverfahren, die derzeit entwickelt werden, wird es zukünftig auch möglich sein, komplexere Werkstoffverbindungen für einen Kreislaufschluss zurückzugewinnen.

Danke für das Gespräch!

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