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Johanna Mikl-Leitner im Sommergespräch: Große Wirtschaftsimpulse

Drei Landeshauptleute im Sommer-Talk: Michael Ludwig, Johanna Mikl-Leitner und Hans Peter Doskozil haben mit uns über die Rolle der Kultur für Gesellschaft und Wirtschaft, die aktuelle finanzielle Lage und ihre Zukunftspläne für Wien, Niederösterreich und das Burgenland gesprochen. Hier lesen sie das Interview mit Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
© NLK

schauvorbei.at: Die warme Jahreszeit steht vor der Tür. Was bedeutet für Sie persönlich Sommer in Niederösterreich?
Johanna Mikl-Leitner: Für mich ist der Sommer in Niederösterreich eine Zeit der Erlebnisse, des Genießens und der Begegnung. Es sind die Abende bei einem Heurigen oder in einer Kellergasse – bei einem Glas Grüner Veltliner mit Freunden. Es sind die Wanderungen durch unsere beeindruckenden Landschaften, sei es im Waldviertel oder in den Voralpen. Und es ist die Zeit des niederösterreichischen Kultursommers, der so bunt, vielfältig und hochkarätig ist wie kaum anderswo: Es sprießen die Festspiele und Festivals in allen Regionen, von Open-Air-Konzerten über unterhaltsame Theater vor beeindruckenden Kulissen bis hin zu Kino unterm Sternenhimmel. Der Sommer zeigt jedes Jahr aufs Neue, wie lebendig und lebensnah Kultur in Niederösterreich gelebt wird – und wie sehr sie unser Lebensgefühl prägt.

schauvorbei.at: Welche Veranstaltungen würden Sie als kulturelle Höhepunkte dieser Saison hervorheben?
Johanna Mikl-Leitner: Was den Kultursommer in Niederösterreich so besonders macht, ist seine unglaubliche Vielfalt – und seine Verankerung in allen vier Vierteln unseres Landes. Natürlich sind große Highlights wie die Sommernachtsgala in Grafenegg, das Theaterfest Niederösterreich mit all seinen Standorten oder der Kinosommer Fixpunkte im Kulturkalender. Aber darüber hinaus gibt es landauf, landab bemerkenswerte Programme: etwa die Wellenklänge in Lunz am See, den Schrammelklang in Li­tschau, die Oper Klosterneuburg oder die Aushängeschilder in den Wiener Alpen, wie etwa die Festspiele Reichenau, das neue Stadttheater Wiener Neustadt oder die Sommerfrischeregion Semmering, die mit ihren unterschiedlichen Spielstätten ein besonderes Erlebnis bieten. Auch Formate wie Kultur bei Winzerinnen und Winzern oder regionale Theater- und Musikinitiativen sorgen dafür, dass Kultur nicht nur im Zentrum, sondern in der Fläche spürbar ist. Diese Dichte und Breite des Angebots – vom klassischen Konzert bis zur zeitgenössischen Performance – ist einzigartig. Und sie macht den Sommer in Niederösterreich zu einem Fest für alle, die Kultur in all ihren Facetten lieben.

schauvorbei.at: Wie entwickelt sich der Tourismus in Niederösterreich nach den ­Herausforderungen der letzten Jahre?
Johanna Mikl-Leitner: Das Vorjahr brachte mit dem Felssturz auf der Südseite der Wachau im Juni, wodurch mit dem Donauradweg auch die bedeutendste touristische Radroute Niederösterreichs teilweise gesperrt werden musste, und der Hochwasser-Katastrophe im September unvorhersehbare Herausforderungen für den Tourismus mit sich. Trotz dieser Einbußen konnte Niederösterreich durch „starke“ Herbstmonate und einen erfolgreichen Start in die Wintersaison die Nächtigungszahlen für das Jahr 2024 auf rund 7,3 Millionen Nächtigungen und rund drei Millionen Ankünfte stabil auf dem Vorjahresniveau halten. Beeindruckend war vor allem die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten, um den Gästen so schnell wie möglich wieder gute Bedingungen zu ermöglichen. Ende September waren zum Beispiel schon fast alle Ausflugsziele der Niederösterreich-CARD wieder geöffnet. Einmal mehr fungierte der Ausflugstourismus als erfolgreicher Motor für den Restart im Tourismus. Optimistisch blicken unsere Gastgeberinnen und Gastgeber auf den Start der Sommersaison, dazu tragen auch die Verkaufszahlen der Niederösterreich-CARD bei. Mit über 190.000 verkauften Karten ist der Start schon sehr gut geglückt, bis Anfang Mai wurden bereits 6.000 Karten mehr verkauft als im Vorjahr. Wir merken: Die ­Reiselust der österreichischen Bevölkerung ist ungebrochen. Bei Urlauben in der eigenen Heimat steht Niederösterreich hoch im Kurs!

schauvorbei.at: Was unternimmt das Land, um nach­haltige Tourismuskonzepte zu fördern?
Johanna Mikl-Leitner: Nachhaltigkeit gewinnt auch im Tourismus immer mehr an Bedeutung – und das nicht nur, weil immer mehr Gäste bei ihrer Urlaubsplanung zunehmend darauf achten. Die einladende Natur Niederösterreichs ist eines unserer stärksten Argumente, die für einen Urlaub in Niederösterreich sprechen, und lockt viele Besucherinnen und Besucher zu uns. Zur Bewahrung unserer Natur braucht es langfristig gedachte Konzepte. Dabei setzen wir in Niederösterreich auf regenerativen Tourismus. Beispiele wie der RUFbus Semmering-Rax oder Kombitickets während der Marillenblüte in der Wachau tragen dazu bei, CO-Emissionen durch öffentliche Anreise und nachhaltige Fortbewegung vor Ort zu reduzieren. Wichtigste Umsetzungspartner dieser „sanften ­Mobilitäts-Konzepte“, zu denen die Nieder­österreich Werbung auch eine detaillierte Handlungsanleitungen erstellt hat, sind die touristischen Betriebe selbst. Mit dem Gastgeber-Coachingprogramm unterstützt die Wirtschaftsagentur ecoplus in diesem Bereich.

schauvorbei.at: Österreichs Bundesländer, Gemeinden und Städte stehen teils vor großen finanziellen Herausforderungen. Wie dramatisch ist die Budgetlage aktuell in Niederösterreich?
Johanna Mikl-Leitner: Länder und Gemeinden haben besonders dynamische Kostentreiber zu schultern, wie Gesundheit, Pflege und Kinderbetreuung. In Niederösterreich tragen wir diesen Entwicklungen Rechnung, indem wir unseren Gesundheitsplan parteiübergreifend umsetzen und die Effizienz unserer Verwaltung mit der Aufgabenkritik steigern. Mit der Aufgabenkritik drehen wir jeden Stein in der Landesverwaltung zwei Mal um und fragen uns: Braucht es diesen Ver­waltungsschritt wirklich? Oder geht es auch schneller, einfacher und effizienter?

schauvorbei.at: Welche Bereiche müssen besonders sparen und welche Investitionen werden trotz der angespannten Lage weiterhin getätigt?
Johanna Mikl-Leitner: Gerade jetzt, wenn die Konjunktur weiter schwächelt, dürfen wir keine Vollbremsung bei den öffentlichen Investitionen hinlegen. Daher werden wir als Land Niederösterreich unsere wirtschaftlichen Impulse heuer und auch im kommenden Jahr deutlich erhöhen: 2024 hat das Land 3,4 Milliarden Euro an Impulsen ausgelöst, heuer werden es 4,2 Milliarden Euro werden und im kommenden Jahr nochmals 4,2 Milliarden Euro. Das spüren unsere Landsleute etwa beim weiteren Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, beim Wohnbau oder im Straßenbau.

schauvorbei.at: Wie bringen Sie die Förderung von Kultur und Lebensqualität mit den notwendigen Sparmaßnahmen unter einen Hut?
Johanna Mikl-Leitner: Gerade in Zeiten knapper Budgets ist es unsere Pflicht, sorgsam mit öffentlichen Mitteln umzugehen – und genau hinzuschauen, wo und wie wir investieren. Jeder Euro, der in die Kultur fließt, muss Wirkung zeigen. Und das tut er – gesellschaftlich und wirtschaftlich. Denn Kultur ist kein Luxus, sondern ein Wirtschaftsmotor, der Arbeitsplätze schafft, Regionen stärkt, den Tourismus belebt und entscheidend zur Lebensqualität beiträgt. Deshalb setzen wir auf gezielte Investitionen mit Hebelwirkung – in kulturelle Infrastruktur und in Programme, die Breitenwirkung erzielen. Das erfordert Hausverstand, Verantwortung – und manchmal auch die Bereitschaft, kreativ mit begrenzten Mitteln viel zu erreichen.

schauvorbei.at: Was möchten Sie den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern für diesen Sommer mit auf den Weg geben?
Johanna Mikl-Leitner: Entdecken Sie unser wunderschönes Land! Ob beim Wandern, beim Radfahren, beim Konzertbesuch oder im Heurigen – Niederösterreich hat für jeden etwas zu bieten. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, für Ihre Familie und für die besonderen Orte, die vielleicht gar nicht weit entfernt liegen. Der Sommer ist eine Einladung – zur Entschleunigung, zur Freude, zum Genießen. Und ich wünsche uns allen, dass dieser Sommer nicht nur sonnig, sondern auch von Zuversicht und von einem starken Miteinander geprägt ist. Denn das macht unsere Heimat letztlich so besonders.

Danke für das Gespräch!

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