Mut wird bei der Familie Moosbrugger vom Hotel Post Lech großgeschrieben. Aus Tradition: Es waren Erich und Irma, die Großeltern des heutigen Besitzers, die 1937 einen kleinen Gasthof in sehr desolatem Zustand kauften. Für viele war es ein reines Himmelfahrtskommando, damals war das Vorarlberger Bergdorf nämlich noch lange nicht so mondän wie etwa Zürs.
Solchen Unkenrufen zum Trotz wurde das Post Lech zu einer wahren Erfolgsgeschichte: Das Hotel zählt heute zu den renommiertesten der Alpen – ein exklusives Haus, das selbst die höchsten Erwartungen der illustresten Gäste erfüllt. Zu ihnen zählen zum Beispiel schon seit Jahrzehnten Vertreter des niederländischen Königshauses, die bei ihrem Besuch acht Zimmer des Hotels bewohnen. Am Eingang zu diesem abgeschirmten Trakt befindet sich übrigens an der Wand ein Stammbaum der Moosbruggers, sodass die Adeligen sehen: Auch Hoteliers halten etwas auf Abstammung und Genealogie.
Alle Sprachen der Welt vernimmt man, wenn man durch das Haus mit 46 Zimmern in acht Kategorien streift. Überall stößt man auf alte Erinnerungsstücke aus der Geschichte, diente das vermutlich im 17. Jahrhundert erbaute Gebäude doch einst als Post. Von der Vergangenheit des Hotels erzählt Hotelier Florian Moosbrugger mit seiner Liebe zur Historie gern, zum Beispiel über die Renovierung in den 1950er-Jahren. Damals hatte das Post Lech mit der neuen Fassade im Ort für Aufsehen gesorgt: „Die Dorfbewohner dachten, wie kann man ein Haus rosa streichen und Pferde auf die Wand malen?“, sagt Florian Moosbrugger mit einem Augenzwinkern. Der neue Look hatte einen besonderen Grund: Die Moosbruggers waren nämlich mit der bayerischen Skifahrer-Familie Neureuther befreundet, was Einfluss auf das bayerisch anmutende Design mit schmiedeeisernen Elementen und eben dieser speziellen Fassadenbemalung hatte. Und dort prangt auch ein Spruch von Großmutter Irma: „Es wird kein Ding so schön gemacht, es kommt ein Spötter, der’s verlacht. Wärst du früher hergekommen, hätt ich Rat von dir genommen; drum gehe hin und schweige still, es baut ein jeder, wie er will.“
Unterschied liegt im Detail
Die Moosbruggers gehen einfach stets unbeirrt ihren Erfolgsweg und die Gastgeberrolle ist tief in ihren Genen verankert. So machte Florians Vater in den USA als Kellner und Rezeptionist wichtige Erfahrungen, ein Onkel lebt als Hotelier auf den Bermudas und er selbst kam in touristischen Wanderjahren in ganz Europa herum. Dabei lernte Florian Moosbrugger auch das stets gelebte Credo im Post Lech: „Der Unterschied liegt im Detail.“ Tradition pflegen und trotzdem mit der Zeit gehen: Dieser großen Herausforderung stellte sich Florian Moosbrugger zum Beispiel beim Umbau des Spa-Bereichs und der Restaurants: „Wie viel Modernität verträgt die Post? Klar ist: Wir bauen nichts, das nur aussieht wie alt. Moderne Elemente reinzubringen ist heikel, das war und ist stets eine spannende Gratwanderung.“
Berge von Weltruf
Die Gäste des Post Lech erfreuen sich speziell im Winter an der idealen Lage: 50 Meter vom Hotel entfernt liegt die Rüfikopfbahn, mit der es von 1.447 Metern hinauf zur Bergstation auf 2.350 Meter geht. Die traumhaften Pisten des Arlbergs zählen ja zu den besten der Welt. „In der ganzen Welt hat der Arlberg einen großen Stellenwert“, weiß Florian Moosbrugger. „Denn hier gab es die besten Skilehrer, die unter anderem nach Australien oder Argentinien gingen und Werbung für den Arlberg machten.“ Neben den Bergen und Pisten sind es aber auch viele Skistars, die als Aushängeschilder des Arlbergs gelten. Alleine aus Lech kommen fünf Ski-Olympiasieger: von Egon Zimmermann bis zu Patrick Ortlieb. Der großen Geschichte des Arlbergs gedenkt man beim Rennen „Der Weiße Ring“ (18. Jänner 2025). Die legendärste Skirunde der Alpen verbindet Lech mit Zürs, Zug und Oberlech mit rund 22 km Skiabfahrten und 5.500 Höhenmetern.
Beliebt bei Geniessern
Das Hotel ist aber auch ein Genusstreffpunkt, vom edlen Essen über einen gepflegten Drink an der Bar bis zum Afternoon Tea. Vier Restaurants gehören zu den besten des Arlbergs. Beeindruckend ist das Panoramarestaurant Postblick, wo die alte Wand talwärts komplett aufgerissen und bodenhoch verglast wurde. Beim Dinner genießt man hier die Aussicht auf das beleuchtete 1.500-Seelen-Dorf Lech. Die Jäger-, Emo- und Kutscherstube runden das Angebot für Genießer ab.
Weil sich Lech aber auch zum Ort der Kunst und Kultur mausert, hat Florian Moosbrugger zum Abschluss noch einen Tipp: „Nach einem Skitag sollte man die Lichtkunst von James Turrell beim Skyspace in Oberlech besuchen. Kurz vor Sonnenauf- und -untergang werden Wände und Decke in farblich wechselndes Licht getaucht. Der Himmel wirkt durch eine Öffnung als Teil des Raums.“