Wenn die Namen Nicholas Ofczarek und Burgenland Tourismus gemeinsam fallen, weiß man schon, dass ausgefallene Werbespots folgen, die für Gesprächsstoff sorgen werden. 2022 mimte, charakterisierte und verkörperte der Schauspielstar die Weine der sechs burgenländischen DAC-Regionen auf seine ganz eigene Art. Im Vorjahr folgten die nicht weniger aufsehenerregenden Clips mit dem Schlagwort „Gustostücke“. Für die heurige Kampagne ist Nicholas Ofczarek im Kulturrausch – und „beamt“ sich von Bühne zu Bühne.
Anlässlich der Dreharbeiten hat uns der 52-jährige Burgschauspieler sieben Fragen beantwortet – über die Kampagne mit dem Burgenland-Tourismus, die Entwicklung österreichischer Filmproduktionen und die neue Amazon-Serie „Drunter und Drüber“, in der er als Friedhofs-Vizeleiter zu sehen sein wird. Das Interview führt Kurt Kaiser, Marketing- und Kommunikationsexperte von Burgenland Tourismus.
Was ist das Reizvolle an den Rollen, die du für die Spots von Burgenland Tourismus spielst?
Nicholas Ofczarek: Es sind nicht wirklich Rollen, und es ist auch keine typische Werbung. Wir wollen dem Ganzen eine Eigenständigkeit geben, die das Burgenland auch irgendwie hat. Die Aufgabe an sich ist einfach sehr spannend, mit sehr professionellen Leuten an einer Kampagne zu arbeiten, die eine Persönlichkeit haben möchte. Das ist eine sehr freudvolle Arbeit. Anfangs weiß man gar nicht, wie es genau geht, das jeweilige Thema rüberzubringen. Ich glaube, dass die drei Kampagnen auch sehr unterschiedlich sind, und es ist eine reizvolle Aufgabe, diesem Thema zu dienen.
Wein, Kulinarik, Kultur: Was gefällt dir persönlich am Burgenland am besten?
Nicholas Ofczarek: Es gehört irgendwie alles zusammen und hat mit Sinnlichkeit, mit Lebensfreude, mit Raum, mit Stille und auch mit Genuss zu tun. Im Burgenland werden deine Sinne im besten Sinne angesprochen. In einer Welt, in der wir mit Informationen überschüttet werden, findest du dort eine gewisse Konzentration und eine gewisse Stille – und das gefällt mir persönlich sehr gut.
Von Oper bis Musical, von Museum bis Kabarett: Welche Rolle spielen Kunst und Kultur – abgesehen von deinem Job – in deinem Leben?
Nicholas Ofczarek: Ich bin ja ein bisschen auf der anderen Seite. Wenn ich mich mit Kultur, zum Beispiel Oper oder Rock, auseinandersetze, gelingt es mir fast nicht, Zuschauer zu sein, weil ich es mir dann immer aus meiner Perspektive anschaue. Wir kommen auf die Welt und malen, lesen, singen und spielen, und dann wird es uns, um zu funktionieren, ein bisschen ausgetrieben. Ich glaube, dass Kreativität und Kunst in jedem Menschen liegen. Und wenn man das wieder anspricht, ist es eigentlich das beste Friedensprogramm, das es gibt, für den inneren Frieden und auch für ein Miteinander, welches wirklich nicht zu unterschätzen ist. Man kommt wieder ein bisschen bei sich an, wenn man sich mit welchem Genre auch immer auseinandersetzt oder es in einer übersättigten Zeit auf sich wirken lässt. Das meine ich auch mit Stille: Man kann sich wieder auf etwas konzentrieren und wird nicht dauerberieselt.
Wie schätzt du die Entwicklung österreichischer Film- und Serienproduktionen im Hinblick auf diverse Streaming-Plattformen ein?
Nicholas Ofczarek: Im Moment ist es so, dass Österreich wieder ein Filmland geworden ist. Es gibt eine neue Filmförderung, die viele Filmfirmen anlockt, national wie international. Das sorgt, denke ich, für eine große Umwegrentabilität. Es wird derzeit sehr viel in Österreich produziert. Ob das jetzt Streamingdienste, Kino- oder TV-Produktionen sind, ist eigentlich nicht so wichtig. Es schafft Arbeitsplätze, es schafft Kreativität, und ich finde, das ist eine sehr positive Entwicklung. Da ist zum Beispiel Deutschland momentan total hinten nach. Die kommen jetzt erst drauf, dass sie auch etwas machen sollten, weil es viele Möglichkeiten schafft. Da ist also wirklich etwas passiert in Österreich.
Auch was Streaming anbelangt gibt es derzeit eine interessante Entwicklung. Man weiß ja angesichts der Überproduktion gar nicht mehr, welchen Streamingdienst man wählen soll. Das bricht gerade ein bisschen ein, die Streamingblase reguliert sich von selbst. Es gibt Menschen, die schauen gerne lineares Fernsehen, bei dem man genau weiß, was um 20.15 Uhr oder nächste Woche gespielt wird. Und dann gibt es Menschen, die suchen sich lieber aus, was sie wann schauen wollen. Mir ist letztlich die Qualität am Wichtigsten. Wenn man wüsste, wie man das herstellt, dann gäbe es ja nur Qualität, und das gibt es leider nicht. Qualität hat nicht immer etwas mit Geld zu tun, sondern mit den richtigen Menschen, die aufeinandertreffen. Und wenn etwas zu schnell produziert wird, ist es meistens nicht so gut.
Bald bist du gemeinsam mit Julia Jentsch in der Serie „Drunter & Drüber“ auf Amazon Prime Video zu sehen. Welchen Charakter wirst du verkörpern?
Nicholas Ofczarek: So bald bin ich nicht zu sehen, wir drehen erst in nächster Zukunft. Üblicherweise dauert es von den Dreharbeiten bis zur Ausstrahlung ein gutes Jahr. Nach dem Dreh sind ja Schnitt, Ton, Musik, Farbstimmung etc. zu machen. Das dauert alles. Und dann muss man den richtigen Zeitpunkt zur Veröffentlichung finden.
„Drunter & Drüber“ spielt auf einem Friedhof. Dort geht es drunter und drüber, und gleichzeitig geht es auch um das Drüber und das Drunter, also diese zwei Welten. Die Serie ist eine Komödie und besteht aus acht Teilen, die keine abgeschlossenen Folgen sind, sondern eine Geschichte weitererzählen. Ich spiele darin den übergangenen Friedhofs-Vizeleiter. Er hofft, der Leiter des Friedhofs zu werden, und dann wird ihm jemand anderer, nämlich Julia Jentsch, vorgesetzt. Das schafft Probleme.
Ich bin gerade am überlegen, was das für ein Mensch sein könnte. Jedenfalls ein Paragraphenreiter, der es gut meint. Also, der hat schon auch Recht – aber jede Figur, die man spielt, muss auch recht haben. Ob sie im Unrecht ist, haben dann die Zuseher zu beurteilen.
Könntest du dir vorstellen, einmal mit deiner Tochter Maeve gemeinsam vor der Kamera oder auf der Bühne zu stehen?
Nicholas Ofczarek: Ja, kann ich mir vorstellen, aber warum? Man stellt sich das romantischer vor, weil man eine Vater-Tochter- oder eine Großer-Bruder-Kleine-Schwester-Beziehung hat. Es ist ja auch eine sehr vielfältige Beziehung, die wir haben. Es klingt romantischer, als es wahrscheinlich ist, weil man sich ganz anders begegnen würde, glaube ich. Ich schließe es nicht aus, aber ich glaube, um für uns beide zu sprechen: Es muss nicht unbedingt sein.
Welche Filmproduktion könntest du dir für das Burgenland vorstellen?
Nicholas Ofczarek: Naja, ich habe schon eine Idee. Aber wenn ich die sage, dann hört sie ein anderer. Nur so viel: Was wäre, wenn es etwas mit Genuss zu tun hat? Vielleicht eine Kriminalserie, die eher im gehobenen Restaurantbereich spielt.
Vielen Dank für das Gespräch!