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Elīna Garanča gibt funkelnde Einblicke in „Klassik unter Sternen“

Sich unter freiem Himmel zwischen den historischen Mauern von Stift Göttweig von harmonischen Klängen bei „Klassik unter Sternen“ verzaubern zu lassen, klingt himmlisch! Davon erzählt die lettische Opernsängerin Elīna Garanča im Interview mit schauvorbei.at.
Opernsängerin Elīna Garanča liebt die Klassik von Kindesbeinen an. © Katharina Schiffl

Die musikalische Reise durch Stile, Zeiten und jede Menge Emotionen bei „Klassik unter Sternen“ wird dieses Jahr mit „La luce langue“ aus Verdis „Macbeth“ von der Opernsängerin und dem Gesicht des Events Elīna Garanča eröffnet. Mit ihr auf der Bühne stehen die Gewinnerin aus dem Nachwuchswettbewerb „Zukunftsstimmen“ Maja Triler sowie Sopranistin Iulia Maria Dan und Tenor Kang Wang. Die talentierte Mezzosopranistin Garanča zeigte sich im Interview von einer ganz persönlichen Seite.

schauvorbei.at: Sie sind bereits seit 2008 bei „Klassik unter Sternen“ dabei. Wie hat sich die Gala in den letzten Jahren verändert?
Elīna Garanča:
Wir versuchen, jedes Jahr etwas Neues im Programm einzubauen. Das ist zwar eine Herausforderung, aber klassische Musik per se ist unerschöpflich. Man kann immer wieder neue Stücke finden, die noch nicht aufgeführt wurden. Das gefällt auch dem Publikum, denn es sind in den letzten Jahren viele Besucher dazugekommen.

Ich denke, das Publikum hat sich über die Jahre nicht verändert, auch wenn manche dazugekommen und vielleicht ein paar weggefallen sind. Die Treue, die Hunderte Menschen uns bei jedem Wetter jedes Jahr immer wieder halten, zeigt die Qualität unserer Arbeit.

schauvorbei.at: Dieses Jahr ist das Motto Walzer. Was verbinden Sie damit?
Elīna Garanča: Für einen Tanz braucht es immer zwei Personen. Ein wesentlicher Punkt ist der Austausch. Diesen haben wir auch auf der Bühne mit dem Publikum. Außerdem gibt es beim Walzer langsamere, klassische und schnellere, volkstümliche Varianten wie die Polka oder den Marsch. Wir werden ihn bei „Klassik unter Sternen“ unterschiedlich interpretieren. Der erste Teil wird traditionell angehaucht sein, während der zweite durch heiße Rhythmen geprägt ist.

„Klassik hat unheimlich viele Ebenen, auf denen man einen Menschen ansprechen kann.“
Elīna Garanča

Eine der schönsten Erinnerungen in Verbindung mit Walzer für mich ist, als ich 15 oder 16 Jahre alt gewesen bin. Damals war ich in Lettland beim „Luciafest“. Ich wurde ausgewählt, als Lichtträgerin Lucia im weißen Kleid gekrönt zu werden. Danach gab es einen Empfang in einem Ballsaal. Es spielte Musik und ein Herr bat mich um einen Tanz. Ich wusste weder wie er hieß, noch woher er kam oder was er beruflich machte. Aber: So habe ich erfahren, wie es sich anfühlt, beim Walzertanzen als Frau von einem Mann auf Händen getragen zu werden.

schauvorbei.at: Wer sollte unbedingt zu „Klassik unter Sternen“ kommen?
Elīna Garanča:
Alle, die nicht wissen, ob sie zu Verdi, Wagner, Puccini oder Rossini gehen sollen. Denn wir haben ein breites Repertoire, das wir an einem Abend abdecken. Dieses reicht von seriöser über liebliche bis hin zu leichter, populärer Musik. Vertont wird diese von den unterschiedlichsten Stimmen. Dazu kommt noch das Orchester.

Auch jene, die sich in einem Opern- oder Konzerthaus eingesperrt fühlen, sollten uns besuchen kommen. Dadurch, dass wir eine Freiluftveranstaltung haben, kommt keine Klaustrophobie auf. Es ist eine sehr entspannte Atmosphäre.

schauvorbei.at: Inwiefern ist Klassik für jeden geeignet?
Elīna Garanča: Klassik hat unheimlich viele Ebenen, auf denen man einen Menschen ansprechen kann. In der Oper sind es Geschichten, die zwar aus einem längst vergangenen Jahrhundert kommen, aber immer noch aktuell sind. Entfernt man an all das Dekor, sieht man, dass es im Kern immer um Emotionen geht.

„Da ich zu einem gewissen Teil selbst die Klassik bin, wenn ich singe, ist mir das Wichtigste die Verbindung mit dem Publikum.“
Elīna Garanča

Zum Beispiel: Einer hasst den anderen, eine liebt jemanden, der sie nicht zurückliebt, Kämpfe um Macht und Positionen und sogar Mord. Ich denke dabei an das Stück „Carmen“ und an die Statistiken, denn es gibt genug Frauen, die leider von einem eifersüchtigen Ehemann umgebracht werden. Es kommt also durchaus aus dem Alltag.

Manche Menschen werden von einem bestimmten Instrument berührt, andere brauchen ein Orchester mit 120 Personen und wieder andere bekommen von einem Duett Gänsehaut. Klassische Musik kann heilen. Sie hat etwas Spirituelles.

schauvorbei.at: Was berührt Sie dabei am meisten?
Bei einer Live-Performance vibriert alles vom Boden bis zur Decke. Die Schallwellen geben eine gewisse Resonanz. Es ist ein intimer Moment, wo ein Besucher sagt: „Ich nehme das, was auf mich zukommt an, und öffne mich.“

Da ich zu einem gewissen Teil selbst die Klassik bin, wenn ich singe, ist mir die Verbindung mit dem Publikum das Wichtigste. Manchmal wollen sie von Anfang an in die Emotionen eintauchen, aber zurzeit muss man sie überzeugen, etwas empfinden zu wollen. Das ist vor jedem Auftritt ungewiss. Deswegen gebe ich immer alles. Es ist ein Kraftspiel.

„Beim Besuch von ‚Klassik unter Sternen‘ ist man ein paar Stunden der Welt entrückt und kann ganz im Moment sein.“
Elīna Garanča

schauvorbei.at: Stift Göttweig wird als das „Österreichische Montecassino“ bezeichnet. Was ist für Sie das Besondere an der Location?
Elīna Garanča: Ich glaube, dadurch, dass das Event unter freiem Himmel stattfindet, ist es eine der besten Möglichkeiten, um zusammenkommen und der Musik lauschen zu können. Je älter wir werden, desto mehr suchen wir nach Orten der Stille und der Kraft. Beim Besuch von „Klassik unter Sternen“ ist man ein paar Stunden der Welt entrückt und kann ganz im Moment sein.

Wenn man den Hügel zu Stift Göttweig hochfährt und Gott ganz nah ist, hat das eine ganz eigene Energie. Ich denke, dass das auch die Besucher spüren und deswegen jedes Jahr wiederkommen.

schauvorbei.at: Welchen Stellenwert hat klassische Musik in Ihrem Leben?
Elīna Garanča:
Meine Eltern waren beide Musiker und haben mir diese Leidenschaft weitergegeben. In meiner Ausbildung habe ich jegliche Form der Musik gelernt, um sie erkennen und lieben zu können.

„Die klassische Musik ist die beste Art, wie ich mit Menschen kommunizieren kann, um mich auszudrücken.“
Elīna Garanča

Musik ist mein Beruf und meine Berufung. Letzteres heißt für mich, dass auch, wenn es Tage gibt an denen alles schief läuft, dass diese nicht zählen, weil ich das tue, was ich liebe. Dann ist die Zeit des Tages, wo ich singen darf, jene, die alles andere überstrahlt.

Die klassische Musik ist die beste Art, wie ich mit Menschen kommunizieren kann, um mich auszudrücken. Mein Körper, mein Geist und alles, was ich bin, arbeitet in diesen Momenten. Das versuche ich zu teilen und das Publikum zu verführen und zu berühren. Metaphorisch gesprochen ist es so wie an die Türen der Menschen zu klopfen und zu sagen: „Lass mich ein und deine Seele wird ein bisschen schweben.“

schauvorbeit.at: Wie geht es für Sie musikalisch nach „Klassik unter Sternen“ weiter?
Elīna Garanča: Im Sommer habe ich etwas ganz Persönliches und Intimes in Lettland geplant. Es ist jetzt zehn Jahre her, seit meine Mutter verstorben ist. Sie war ebenfalls Sängerin und ich widme ihr meine Tournee, auf der ich vier Konzerte mit ihren Liedern spiele.

Danach werde ich am 2. August in Schloss Neuschwanstein auftreten. Weiter geht es dann mit dem „Lucerne Festival“. Außerdem singe ich am 7. September ein Open-Air-Konzert im Burggarten vor der Wiener Staatsoper. Dann beginnt schon die neue Spielzeit und ich fahre nach Mexiko, um dort aufzutreten. Dazwischen bin ich noch in Japan. Langweilig wird mir sicher nicht (lacht)!

schauvorbeit.at: Vielen Dank für das Gespräch! 

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