Story

Paul Csitkovics: Der Disco-King der Seefestspiele

Paul Csitkovics wird bei den Seefestspielen Mörbisch in die Rolle des Tony Manero schlüpfen. Wie es ist, daheim auf der großen Bühne zu stehen, warum früh klar war, dass er dorthin gehört, und auf welche Überraschungen wir uns dieses Jahr freuen dürfen, erzählen der Musicaldarsteller und Generalintendant Alfons Haider im Interview.
schauvorbei.at hat Schauspieler Paul Csitkovics und Generalintendant der Seefestspiele Mörbisch Alfons Haider zum Interview in Wien getroffen. © Tanja Hofer

Seit 2021 fungiert Alfons Haider als Generalintendant der Seefestspiele Mörbisch – nach „Mamma Mia!“ und „My Fair Lady“ bringt er 2025 mit „Saturday Night Fever“ Disco-Flair an den Neusiedler See. Für die Hauptrolle gewann man Paul Csitkovics, der unter anderem bereits am Theater des Westens in Berlin und an der Volksoper Wien auf der Bühne stand. Jetzt schlüpft er in die Tanzschuhe von Tony Manero. schau hat mit beiden gesprochen. 

Was bedeutet es für dich, als Hauptfigur zu den Seefestspielen zurückzukehren?
Paul Csitkovics: Es ist einfach der Wahnsinn! Ich freue mich unglaublich, wieder nach Mörbisch zurückzukommen. Schon damals, als ich in „West Side Story“ mitwirken durfte, war das eine riesige Ehre. Die Bühne, die Kulisse, die Atmosphäre – das ist einfach einzigartig. Und jetzt in der Hauptrolle zu stehen, ist fast surreal. Ich kann es selbst noch nicht ganz fassen, aber die Vorfreude ist riesig!

Als gebürtiger Oberpullendorfer, was löst es in dir aus, gerade in deiner Heimat aufzutreten?
Paul Csitkovics: Im Mittelburgenland gibt es wohl kaum ein Gasthaus oder eine Familie, wo ich nicht irgendwann mal auf einer kleinen Bühne gestanden bin. Von klein auf wussten alle: „Der Bua will auf die Bühne!“ Es war damals nicht selbstverständlich, dass man am Land dieselben Möglichkeiten hatte wie in der Stadt. Aber es gab immer Leute, die geholfen haben. Sei es, indem ich nach Wien zum Gesangsunterricht gebracht wurde oder Dozenten mich ins Burgenland geholt haben. Ohne dieses Netzwerk aus Unterstützung wäre vieles schwieriger gewesen.

Jetzt zurückzukommen und den Menschen, die mich damals gefördert haben, zu zeigen, was daraus geworden ist, fühlt sich einfach großartig an. Ich kann sozusagen etwas zurückgeben. Besonders schön ist, wenn ich alte Bekannte aus meiner Kindheit treffe – Menschen, mit denen ich zur Schule gegangen bin und die jetzt vielleicht im technischen Team arbeiten oder irgendwo hinter den Kulissen mitwirken. Egal, wohin es einen verschlägt, am Ende führen alle Wege nach Mörbisch (lacht).

War dir schon immer bewusst, dass die Bühne dein Weg ist?
Paul Csitkovics: Tatsächlich habe ich mir diese Frage nie gestellt, es war einfach immer klar. Seit meiner Kindheit habe ich gesungen, gespielt und getanzt. Ich liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die diese Leidenschaft ebenso teilen. Und wenn man sich in diesem Umfeld bewegt, dann ergibt sich vieles von selbst – natürlich nicht ohne harte Arbeit und intensive Vorbereitung. Aber ich hatte das große Glück, meinen Traum zum Beruf machen zu können. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Was ist das Faszinierende am Schauspieler-Dasein, besonders als Musicaldarsteller? Und was das Herausforderndste?
Paul Csitkovics: Ich glaube, eine gewisse Neugier ist essenziell – die Lust, neue Persönlichkeiten kennenzulernen und ihre Beweggründe zu verstehen. Das ist für mich das Spannendste an diesem Beruf: sich immer wieder in neue Charaktere einzufühlen, andere Perspektiven einzunehmen und gemeinsam mit Kollegen Geschichten zu entdecken, die wir auf der Bühne erzählen wollen.

Herr Haider, worauf kommt es an, um im Musicalbereich wirklich herauszustechen?
Alfons Haider: Musical ist körperlich und mental viel fordernder als zum Beispiel Operette. In der Operette sind die Rollen oft klar getrennt: Es gibt Sänger, es gibt Tänzer. Im Musical muss man alles können – singen, tanzen, spielen –, und das auf höchstem Niveau. Beim Vortanzen für „Saturday Night Fever“ hat Choreografin Faye Anderson die Bewerber wirklich an ihre Grenzen gebracht. Aber genau das macht einen großartigen Musicaldarsteller aus. Lange Zeit wurden Musicals belächelt, doch in den letzten zehn Jahren hat sich das Bild stark gewandelt. Heute weiß man: Wer in diesem Genre bestehen will, muss alles beherrschen – und das in Perfektion. Aber wenn man dieses Gesamtpaket einmal verinnerlicht hat, dann spürt man es, dann hat man es.

Kommen wir nun zum Stück. Habt ihr beide einen persönlichen Bezug zu „Saturday Night Fever“?
Paul Csitkovics: Absolut! Das Stück ist heute aktueller denn je. Es geht um die große Frage: Wo gehöre ich hin? Tony sucht seinen Platz im Leben, gefangen zwischen eigenen Träumen und den Erwartungen seiner Eltern. Er glaubt, der Tanzwettbewerb sei sein Schlüssel zum Erfolg – doch was kommt danach? Das New York der 70er war außerdem geprägt von Krisen und Unsicherheit, genau wie unsere Zeit heute. Die Flucht in die Disco, ins Nachtleben, in eine Welt ohne Sorgen – dieses Bedürfnis ist zeitlos. Und genau deshalb bleibt „Saturday Night Fever“ so relevant.

Alfons Haider: Das Stück ist viel mehr als Glitzer und Tanz, es stellt große gesellschaftliche Fragen. Auch das Ende ist ungewöhnlich: kein klassisches Happy End, sondern eine ehrliche Erkenntnis. Tony verliebt sich zum ersten Mal wirklich, merkt aber auch, dass das Leben keine Tanzfläche ist.

Gibt es eine Szene oder einen Song aus dem Stück, die/der euch besonders nahegeht?
Paul Csitkovics: Die Songs sind natürlich alle ikonisch – „Stayin’ Alive“, „Night Fever“ und „How Deep Is Your Love“ sind absolute Klassiker. Es ist schwer, sich da für einen Favoriten zu entscheiden, weil jeder Song seine eigene Magie hat und das Publikum sofort mitreißt. Wenn ich eine Lieblingsszene nennen müsste, dann wäre es wohl das Stück als Ganzes. Die Reise, die Tony durchmacht, ist einzigartig. Als Darsteller bekommt man hier die seltene Chance, eine Figur in all ihren Facetten zu zeigen. Bei „Saturday Night Fever“ begleitet man Tony durch all seine Höhen und Tiefen, bis hin zum großen Finale, in dem sich entscheidet, wohin sein Weg führt.

Alfons Haider: Tony Manero ist intelligent, sensibel und verletzlich – und er unterscheidet sich damit von seiner Clique, die oft nur an der Oberfläche bleibt. Diese Gegensätze machen das Stück so spannend, auch für die anderen Charaktere. Anna Rosa Döller, die bereits in den Vorjahren in der Hauptrolle brillierte, zum Beispiel war anfangs unsicher, ob sie die Rolle der Stephanie spielen kann, weil sie bisher eher die klassischen Sympathieträgerinnen verkörpert hat. Doch genau das macht es für sie so reizvoll: Diese Rolle fordert sie als Schauspielerin heraus, weil Stephanie eben nicht nur die strahlende Traumfrau ist, sondern eine komplexe, manchmal abgehobene und berechnende Persönlichkeit, die Tony immer wieder vor den Kopf stößt.

Lasst ihr euch von John Travoltas ikonischer Darstellung des Tony Manero inspirieren oder verfolgt ihr einen neuen Ansatz?
Paul Csitkovics: John Travolta ist für mich definitiv ein Vorbild, aber nicht im Sinne einer bloßen Imitation, sondern wegen seiner schauspielerischen Herangehensweise. Wenn man den Film genau ansieht, merkt man, wie viele kleine, bewusste Entscheidungen er in jeder Szene trifft. Seine emotionale Intelligenz war beeindruckend, besonders in so jungen Jahren.

Alfons Haider: Vor rund 30 Jahren durfte ich John Travolta persönlich für die TV-Sendung Wurlitzer interviewen. Er war schon ein großer Hollywoodstar, aber trotzdem unglaublich nahbar – fast wie ein Kumpel. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er mir erzählte, dass „Saturday Night Fever“ für ihn der Moment war, in dem er erkannte: Mit seiner Schauspielerei kann er wirklich etwas bewirken. Ich glaube, dieses Charisma spürt man auch bei unseren beiden Hauptdarstellern.

Paul, welche Gemeinsamkeiten hast du mit Tony – und wo seid ihr grundverschieden?
Paul Csitkovics: Tony und ich haben definitiv eine Sache gemeinsam: Wir können beide nicht gut stillsitzen. Wir sind impulsiv, emotional und leben oft zwischen Extremen, entweder himmelhoch jauchzend oder ganz tief unten. Außerdem haben wir kein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen – im Gegenteil, das gefällt uns sogar (lacht). Aber nur zu unseren eigenen Bedingungen.

Worin wir uns unterscheiden? Ich glaube, Tony ist zu Beginn der Geschichte oft voreingenommen. Er bildet sich schnell eine Meinung über andere, lässt sich von Oberflächlichkeiten blenden und glaubt an das, was er sehen möchte, nicht unbedingt an das, was wirklich ist. Ich hoffe, dass ich da anders bin. Ich liebe es, Menschen kennenzulernen, ihnen unvoreingenommen zu begegnen und mich überraschen zu lassen.

Bist du trotz deiner Erfahrung vor Auftritten noch nervös?
Paul Csitkovics: Ich würde es eher als Aufregung bezeichnen – eine freudige Anspannung. Natürlich schlägt das Herz schneller, wenn es auf die Bühne geht, aber Nervosität im negativen Sinn wäre fehl am Platz. Man probt wochenlang, gibt sein Bestes und am Ende zählt das Vertrauen in die eigene Vorbereitung und das gesamte Team. Dann bleibt nur noch eines: die Show genießen und alles rausholen. Und genau das werden wir tun!

Alfons Haider: Ich glaube, da sind wir uns einig – Respekt vor der Rolle und der Bühne ist wichtig. Aber ich bin mir sicher: Beide, Paul und Fabio, würden selbst John Travolta begeistern!

Tanzst du privat genauso leidenschaftlich Disco wie auf der Bühne?
Paul Csitkovics: Oh ja, absolut! Wenn ich tanze, dann richtig. Es kann allerdings manchmal etwas unangenehm werden – zum Beispiel im Club. Anfangs tanzt man noch ganz normal, aber irgendwann merke ich plötzlich, dass um mich herum immer mehr Platz frei wird (lacht). Keine Ahnung, ob die Leute beeindruckt sind oder ob es ihnen einfach zu viel wird. Aber ehrlich gesagt ist mir das meistens ziemlich egal – ich habe meinen Spaß!

Herr Haider, neben Paul wird auch Fabio Diso alternierend die Rolle des Tony Manero spielen. Was macht die beiden zur Idealbesetzung?
Alfons Haider: Bei einer Hauptrolle wie dieser gibt es keine Alternative. Wenn der Darsteller ausfällt, steht das gesamte Stück auf der Kippe. Und ich weiß, wie enttäuscht das Publikum ist, wenn es plötzlich heißt: „Heute übernimmt die Zweitbesetzung.“ Deshalb haben wir uns bewusst für ein Alternierendensystem entschieden – das heißt, dass zwei gleichwertige Darsteller die Rolle abwechselnd spielen.

In unserem Fall bedeutet das: An einem Abend steht Paul Csitkovics, unser talentierter Burgenländer, als Tony auf der Bühne, an einem anderen Abend der großartige Fabio Diso, bekannt von den Vereinigten Bühnen Wien. Ich sehe meine Aufgabe als Intendant eben darin, junge Talente zu fördern. Beide bringen ihre eigene Interpretation mit: Fabio hat einen ruhigeren, weicheren Zugang zur Rolle, während Pauli mit seiner kraftvollen, dynamischen Art überzeugt.

Darf das Publikum mit Überraschungen rechnen?
Alfons Haider: Definitiv! Was ich bereits verraten kann: Erstmals in der Geschichte der Seefestspiele werden einige Szenen live auf riesigen Videowalls übertragen. Statt das Geschehen nur aus der Distanz zu verfolgen, erleben die Zuschauer alles hautnah auf zwei gigantischen Leinwänden, jeweils zwölf Meter hoch und sechs Meter breit.

Die Rolle als Generalintendanten ist stark von organisatorischen und Managementaufgaben geprägt. Sehen Sie sich eher als Festspielmanager oder immer noch als Künstler?
Alfons Haider: Ich bin über 30 Jahre lang auf der Bühne gestanden, habe aber in den letzten Jahren kaum noch gespielt. Vor Kurzem habe ich bei „Skiverliebt“ in Salzburg wieder eine Rolle übernommen – einfach, um das Gefühl auf der Bühne nicht zu vergessen. Aber ja, als Intendant bin ich heute mehr als nur Künstler, ich bin das Bindeglied zwischen allen Gewerken. Mein Ziel ist, dass sich sowohl Künstler als auch das Team hinter der Bühne wohlfühlen. Trotz der Größe von Mörbisch entsteht bei uns eine besondere Intimität, manchmal hat man sogar während einer Vorstellung das Gefühl, den Herzschlag des Sitznachbarn zu hören, weil einfach eine magische Atmosphäre in der Luft liegt.

Und was Paul betrifft: Er wird nicht nur auf der Bühne alles geben, sondern ist auch hinter den Kulissen ein echter Künstler. Er komponiert, er schreibt – er bringt eine ganz eigene Energie mit. Ich bin überzeugt, dass man das in seiner Interpretation von Tony Manero spüren wird.

Vielen lieben Dank für das Gespräch, auch wir sind schon im Disco-Fieber!

Wordrap

Tony Manero ist:
Paul Csitkovics: Cool.
Alfons Haider: Einzigartig.

„Saturday Night Fever“ wird:
Paul Csitkovics: Mega.
Alfons Haider: Sensationell.

Abseits der Bühne findet man mich:
Paul Csitkovics: Im Gym.
 Alfons Haider: Mich hoffentlich bald wieder im Gym (lacht).

Das erste Musical, das ich gesehen habe, war:
Paul Csitkovics: Elisabeth.
Alfons Haider: Mayflower.

Wenn ich nur einen Song für den Rest meines Lebens hören könnte, wäre es:
Paul Csitkovics: „Kiss“ von Prince.
Alfons Haider: „Ich bin, was ich bin“ aus dem Musical „La Cage aux Folles“

Meine perfekte Saturday Night besteht aus:
Paul Csitkovics: Gutem Essen mit Freunden, Drinks und Tanzen gehen.
Alfons Haider: Leider nicht mehr Tanzen gehen (lacht).

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