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Konflikte lösen: So funktioniert eine Familienaufstellung

Traumata und Probleme in der Familie, in der Beziehung oder im Job können im Rahmen einer Familienaufstellung aufgearbeitet werden. schauvorbei.at hat mit Expertin Cornelia Auderieth darüber gesprochen.
Familienaufstellung symbolisch dargestellt durch Spielfiguren, wobei eine lächelt.
Familienaufstellungen können helfen schwierige Beziehungen aufzulösen. © Getty Images

Wenn die Schulmedizin und die klassische Therapie keine Lösungen mehr parat haben, ist es oftmals Zeit für einen Blick nach innen – tief ins Unterbewusstsein. Dabei kann eine Familienaufstellung behilflich sein. Diese ist Teil der systemischen Familientherapie, die in den 70er-Jahren von Psychoanalytiker Bert Hellinger geprägt wurde.

Unbewusste Muster erkennen und auflösen

„Eine Familienaufstellung ist sinnvoll und hilfreich, wenn auf rationaler Ebene keine Lösung des jeweiligen Problems möglich ist. Außerdem kann eine Aufstellung Frieden mit der Herkunftsfamilie bringen und gleichzeitig persönlich stärken sowie emotional befreien“, so Expertin Cornelia Auderieth vom Gutshaus Wien. Typische Fragestellungen, die bei einer Familienaufstellung beantwortet werden können, sind: „Warum habe ich keinen Kontakt zu meinen Eltern?“, „Woher kommt meine Bindungsangst?“, „Warum streite ich immer mit meinen Geschwistern?“, „Wieso kann ich keinen Ehrgeiz in meinem Beruf entwickeln?“ oder „Woher kommt mein Helfersyndrom?“

Sowohl gesundheitliche Probleme als auch Konflikte in der Familie, mit Freunden und im Berufsleben können mit einer Familienaufstellung bearbeitet werden. Dass man in jedem Fall von einer Familienaufstellung spricht, hat einen bestimmten Grund. „Die Dynamik eines Familiensystems spiegelt sich in allen Lebensbereichen wider“, erläutert die psychologische Beraterin. Außerdem kann man sich generationsübergreifende Muster ansehen, die sich innerhalb der Familie wiederholen. „Es ist eine Methode, um die Dynamiken eines Familiensystems sichtbar zu machen und zu verstehen. So können unsichtbare oder unbewusste Muster erkannt und aufgelöst werden“, führt die Expertin weiter aus.

Den Tatsachen ins Auge sehen

Sobald das Problem definiert ist, befragt der Aufstellungs-Leiter den Klienten genauer, um ein tieferes Verständnis für die eigentliche Fragestellung zu bekommen. Dann kommt es zur eigentlichen Familienaufstellung. „Es gibt Aufstellungen mit sogenannten Repräsentanten oder Stellvertretern. Das sind fremde Personen, die in der Aufstellung eine Rolle einnehmen, wie zum Beispiel die des Vaters, der Mutter oder der Großeltern. Aber auch abstrakte Qualitäten können dargestellt werden. Beispielsweise Gefühle wie Freude, Ereignisse wie ein plötzlicher Tod oder körperliche Symptome wie chronische Rückenschmerzen“, erklärt Auderieth. Die Repräsentanten werden so nah zueinander oder weit auseinander aufgestellt, wie es sich für den Klienten, der Beobachter ist, gut und richtig anfühlt.

Die Repräsentanten schlüpfen während einer Familienaufstellung voll und ganz in ihre Rolle. Sie fühlen und denken während des Prozesses, was derjenige, den sie darstellen, spürt. „Eine mögliche Erklärung dafür ist das sogenannte morphische oder morphogenetische Feld, durch das wir alle verbunden sind“, so die Expertin. Dabei handelt es sich um eine Theorie des britischen Biologen Rupert Sheldrake aus den 80er-Jahren, die mit der Quantentheorie in Verbindung steht.

„Empirisch und wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Aufstellungen wirken, weil unser inneres Bild im Prozess einer Aufstellung verändert wird“, erklärt sie weiter. Dazu gehört eine Evaluationsstudie von Höppner an der Universität München. Eine randomisierte kontrollierte Studie von Weinhold, Hunger, Bornhäuser und Schweitzer am Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg konnte vier Monate nach Familienaufstellungen eine signifikante Reduktion der psychischen Belastung bei den Klienten/Beobachtern feststellen.

Außensicht bringt Klarheit

Bei der Aufstellung werden vom Leiter und vom Klienten/Beobachter Fragen gestellt, um die Situation zu erfassen. Diese Möglichkeit, eine Situation von außen zu betrachten, kann Klarheit bringen. Außerdem können Positionen so lange verschoben werden, bis alle Aufgestellten zufrieden sind und sich ein Lösungsbild ergibt. Nicht immer braucht es aber Repräsentanten, um eine Familienaufstellung durchzuführen. Man kann die einzelnen Rollen auch auf einem Systembrett mit Figuren aufstellen – ähnlich einer Konstellation auf einem Schachbrett. Bodenmarker oder verschiedene Symbole sind auch eine Möglichkeit. „Die Methode kann auch spielerisch bei Kindern angewandt werden. Zum Beispiel, indem Elemente mit Tieren oder Puppen dargestellt werden“, erläutert die Wienerin.

Da die Visualisierung stark aufwühlend und emotional triggernd sein kann, ist es wichtig, eine Familienaufstellung immer in einem professionellen Setting abzuhalten und eine Nachbesprechung einzuplanen. Oftmals führt die Bewusstwerdung des Problems bereits zu einer Veränderung der Situation und des Verhaltens. Diese Art der Herangehensweise kann außerdem der erste Schritt für das Auflösen von tiefsitzenden Traumata sein, die vom Unbewussten ins Bewusste übertreten. Daher verwundert es nicht, dass Familienaufstellungen nicht als einzige Herangehensweise, sondern als eines von mehreren Tools während einer Therapie verwendet werden.

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