Tief einatmen und hui – kurz mal vom Boden in die Schwebe wechseln. Acro Yoga ist eine Kombination aus Akrobatik und Yoga. Im Vergleich zum klassischen Yoga, das auf eine 2.000 Jahre lange Tradition zurückblickt, ist der neue Trendsport gerade einmal 20 Jahre jung. Stars wie Salma Hayek oder Ashley Judd machen es vor.
Zu Acro Yoga gehören fließende Bewegungen und gezieltes Atmen. Das kennt man ja bereits aus der indischen Philosophie. Dazu kommen dann akrobatische Übungen im Gleichklang und in stetiger Verbindung mit dem Partner. Klingt ganz schön abgehoben? Yoga-Lehrerin Lisa Hübner von acro-yoga.at gibt Einblicke in die Sportart.
schauvorbei: Wie beginnt man am besten mit Acro Yoga?
Lisa Hübner: Der beste Einstieg für einen Anfänger ist mit einem Schnupper-Workshop. Wir bieten ihn im Drei-Stunden-Format an, weil man dabei tief in die Materie eintauchen kann. Es geht beim Acro Yoga nämlich auch um den Gemeinschaftssinn, das gegenseitige Kennenlernen und den Austausch. Vor allem aber geht es darum, am Anfang von jemanden zu lernen, der wirklich weiß, worauf es ankommt.
Was für Anfänger leider gar nicht funktioniert: bei Videos von YouTube oder Instagram „abschauen“. Der Grund dafür: Man erkennt keine Details und es wird nur selten gezeigt, wie man sich gegenseitig richtig sichert. Acro Yoga übt man immer zu dritt, der sogenannte „Spotter“ darf nicht fehlen. Die „Base“ liegt am Boden, der „Flyer“ fliegt und der „Spotter“ sichert die beiden und gibt wichtige Tipps. Er kann von außen am besten sehen, ob das sogenannte „Alignment“ stimmt. Das bedeutet, ob die Ausrichtung der Übung passt.
Für wen ist diese Form des Yogas geeignet?
Acro Yoga ist eine besonders inklusive Yogaform. Sie ist für jeden geeignet, der den Spaß an Bewegung wiederentdecken möchte. Egal ob jung oder alt, groß oder klein, leicht oder schwer: Die Teilnehmer in unseren Workshops und Kursen sind absolut divers! Es gibt auch die Möglichkeit, an Kinder-, Familien- und Team-Building-Workshops teilzunehmen. Letztere sind sehr beliebt sind, weil man als Gruppe zusammenwächst und viel Spaß hat.
Bei Acro Yoga gibt es „Flug-Sequenzen“, die komplett auf Entspannung während des Fliegens abzielen. Das ist quasi eine fliegende Massage.
Lisa Hübner
Sind Kenntnisse aus dem klassischen Yoga und Flexibilität eine Voraussetzung?
Nein, überhaupt nicht – zum Glück! (Lacht.) Man kann Acro Yoga auch als kompletter Quereinsteiger lernen. Viele, die zum Schnuppern kommen, haben keinerlei Yoga-Vorkenntisse und trotzdem Freude daran – und sogar erste Erfolgserlebnisse.
Was sind die Basics?
Die erste Übung, die jeder lernt, heißt „Front Plank“ bzw. „Flieger“. Dabei balanciert die Hüfte des Fliegers auf den Füßen der Base. Das kennen die meisten aus ihrer Kindheit und genau das macht Acro Yoga so schön. Man darf das innere Kind wieder entdecken.
Eines der wichtigsten Grundprinzipien im Acro Yoga ist: Wir lernen unseren Körper richtig auszurichten, sodass die Knochen den Großteil der Last tragen und nicht die Muskeln. Wir „stapeln“ unsere Knochen und Gelenke quasi übereinander. Der Fachbegriff dazu lautet „Bone Stacking“. Zum Beispiel sollen bei der Übung „Flieger” die Schultern des Flyers über den Schultern der Base stehen, Hüfte über Hüfte. Dann wird die Übung plötzlich ganz einfach. Das ist oft der große Aha-Moment bei Anfängern.
Sind auch beim Acro Yoga Ruhe und Entspannung das Ziel?
Im Acro Yoga gibt es zwei Grundrichtungen: die Solar und Lunar Praxis. In der Solar Praxis geht es um die dynamischen Übungen und den Spaßfaktor. In der Lunar Praxis hingegen versucht man, einen Zustand der Entspannung zu erreichen. Dazu verwenden wir am Schluss jeder Praxis Elemente aus der Thai-Massage, um den Körper wieder zu regenerieren. Es gibt beim Acro Yoga auch „Flug-Sequenzen“, die komplett auf Entspannung während des Fliegens abzielen. Das ist quasi eine fliegende Massage. Ein absolutes Highlight.
Nach einem Zehn-Wochen-Kurs hat man die Grundlagen abgedeckt. Danach gibt es keine Grenze nach oben, nur den Himmel.
Lisa Hübner
Brauche ich bei Acro Yoga immer einen Partner?
Man kann Acro Yoga nicht wirklich alleine praktizieren. Was aber nicht bedeutet, dass man nicht alleine zu einem Kurs kommen kann. Denn man arbeitet immer in Dreier-Teams. Selbst, wenn einige Paare mit dabei sind, werden immer Spotter gebraucht und dann rotieren die Rollen, sodass jeder einmal die andere Perspektive erleben darf. Genau darum geht es bei der Acro Yoga Praxis. Man erlebt gemeinsam. Das Schöne daran: Es macht mehr Spaß und es entstehen ein unglaublicher Teamgeist und ein wunderschönes Gemeinschaftsgefühl.
Beim Acro Yoga lernt man auch, gut zu kommunizieren. Es geht nämlich nicht darum, ein gewisses Ziel oder Perfektion zu erreichen. Es geht um den Weg dahin und wie man gemeinsam Freude an der Bewegung haben kann. Dazu gehört auch, gemeinsam zu scheitern und laut lachend umzufallen. Mit einem guten Spotter kann dabei nicht wirklich viel schief gehen. Man lernt auch, spielerisch über den eigenen Schatten zu springen, sich gegenseitig zu bestärken und im wahrsten Sinne des Wortes andere hochzuheben.
Kann man Acro Yoga zu Hause üben oder sollte ein Trainer dabei sein?
Wer zu Hause genug Platz hat, kann natürlich auch daheim üben. Wir empfehlen aber niemals, ohne Spotter zu praktizieren. Es ist auch wichtig, dass man sicher weiß, worauf es ankommt. Zum Beispiel wie man im Notfall aus der Übung wieder sicher aussteigen kann und dass man viele Matten, Matratzen, Polster und Decken rundherum für eine sanfte Landung verteilt.
Wann hat man das Gefühl, den Sport zu beherrschen?
Wir sind immer wieder erstaunt, wie schnell unsere Schüler Fortschritte machen, wenn sie regelmäßig ins Training kommen. Nach einem Zehn-Wochen-Kurs hat man die Grundlagen abgedeckt. Danach gibt es keine Grenze nach oben, nur den Himmel. Es ist ein ständiger gemeinsamer Wachstumsprozess, bei dem es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern gemeinsam Spaß zu haben.
In diesem Sinne: Namaste! Danke für das Gespräch.