Dieses Jahr wird bei den Festspielen Reichenau Ödön von Horváths „Der jüngste Tag“ aufgeführt. Unter der Regie von Maria Happel thematisiert das Stück die moralischen und rechtlichen Dilemmata, die durch eine tragische Unaufmerksamkeit verursacht werden.
Im Zentrum der Handlung steht der Bahnhofsvorstand Hudetz. Dieser verursacht durch eine unbedachte Ablenkung eine Zugkatastrophe, bei der 18 Menschen ums Leben kommen. Trotz seiner Freisprechung durch einen Meineid kann Hudetz die Schuld nicht loswerden. Dieser Umstand versetzt die Dorfgemeinschaft wie auch die Toten in Aufruhr.
Die Inszenierung nutzt die malerische Umgebung von Reichenau an der Rax, um die Atmosphäre des Stücks zu verstärken. Maria Happel, die in ihrer Jugend selbst die Rolle der Anna spielte, bringt ihre umfassende Erfahrung und ein tiefes Verständnis der Charaktere und Themen mit in die Regiearbeit ein. „Der jüngste Tag“ öffnet metaphysische Räume und stellt zentrale Menschheitsthemen wie Verantwortung und Gewissen in den Vordergrund.
Neben „Der jüngste Tag“ stehen bei den Festspielen heuer außerdem noch Schnitzlers „Anatol“, Nestroys „Lumpazivagabundus“ und Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ auf dem Programm. Auf die Jüngsten wartet eine kinderfreundliche Fassung der Zauberflöte.