Story

Hotels für eine bessere Zukunft

Hotels in Ländern wie Österreich, Deutschland und Italien legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit, Bioprodukte und soziales Engagement. Der Klimawandel beeinflusst stark die Urlaubsplanung, weshalb Reisende vermehrt nachhaltig ausgerichtete Hotels bevorzugen. Verschiedene Aspekte wie der Einsatz von Energiequellen, das Angebot von Bioprodukten und der ökologische Betrieb von Einrichtungen wie Hallenbädern fließen in die Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Urlaubs ein.
Pflanzenumgebene Kabane im Glashaus-Hotel Steirereck am Pogusch
Eine pflanzenumringte Kabane des Glashaus-Hotels beim Steirereck am Pogusch © Cathrine Stukhard

Nachhaltig, klimafreundlich, bio und dazu noch mit sozialem Engagement: Hotels setzen verstärkt auf zentrale Werte. In Österreich, Deutschland und Italien gibt es schon viele Beispiele.

Immer mehr Reisende sind der Überzeugung: Zu einem schönen Urlaub gehört auch ein gutes Gewissen. Muss eine Fernreise wirklich sein? Gibt es eine sinnvolle Alternative zum Auto, um mein Ziel zu erreichen? Misst man die Qualität an der Länge des Frühstücksbuffets oder doch an ganz anderen Kriterien? Der Klimawandel hat das Reisen und die Urlaubsplanung verändert. Das gilt neben der Art der An- und Abreise speziell für eine sorgsame Auswahl der Hotels. Ihre nachhaltige Ausrichtung steht bei Buchungen immer mehr im Fokus. 

Urlaub mit gutem Gewissen

Viele Facetten spielen bei der Beurteilung eine Rolle, etwa ob verantwortungsbewusst mit dem Klima, der Natur und den Menschen umgegangen wird. Wie wurde das Hotel ­gebaut? Welche Energie kommt zum Einsatz und setzt der Betrieb eine Kreislaufwirtschaft um? Ist das Essen wirklich bio und regional? Wird das Hallenbad ökologisch betrieben? Diese und viele andere Faktoren entscheiden über einen nachhaltigen Urlaub. Brauchen Sie vielleicht einige Tipps und Vorschläge? Nachfolgend finden Sie Hotels von Vordenkern, ausgewählt und vorgestellt vom Expertenduo der Change Maker Hotels.

Propheten des achtsamen Reisens

Der Wunsch, die Welt für ihren Sohn zum Besseren hin zu verändern, stand bei Petra Percher-Kropf und Robert Kropf Pate für eine Initiative: Das Journalistenpaar versammelt auf einem Internetportal visionäre Vorzeigehotels.

 
 

Wir wollen unserem Sohn Oscar einmal eine lebenswerte, gesunde, intakte Welt hinterlassen.

Petra Percher-Kropf und Robert Kropf

 

 

Seit einem Jahr testen sie umweltbewusste, nachhaltige Hotels. Die besten unterstützen sie mit einer im vergangenen Jahr gelaunchten Website. Diese Change Maker Hotels werden mit größter Sorgfalt ausgewählt. Die Beurteilung erfolgt nach elf Kriterien auf Basis der Nachhaltigkeitsziele der UNO. „In mindestens drei Kriterien muss man Vorreiter und Vordenker sein und Ideen entwickelt haben, die andere inspirieren“, erzählt Petra Percher-Kropf. Robert Kropf ergänzt: „Diese Hotels sollen garantieren, dass aus einer gewöhnlichen Reise eine nachhaltige, faire Reise wird.“ Beispiele für solche Hotels gibt es in Österreich, Deutschland und Italien schon viele.

Das Glashaus-Hotel

 

Steirereck am Pogusch

„Bitte Schuhe ausziehen“ steht am Eingang ins Glashaus. „Das weckt das Barfußgefühl in diesem riesigen, lichtdurchfluteten Pflanzenwohnzimmer“, sagt Birgit Reitbauer. Sie und ihr Mann Heinz bauten als Österreichs erfolgreichste Gastronomen ein riesiges Glashaus für Hunderte von Pflanzen – und ihre Gäste. 

„Die erste Idee war ein Himmelbett zwischen Orangenbäumen“, erinnert sich Reitbauer. Daraus wurden zehn Kabanen mit je zwei Betten für 98 Euro die Nacht. Sie verstecken sich in dem Gewächshaus – samt gemeinsamen Waschräumen und einer Sauna. Als wäre die Übernachtungsmöglichkeit noch nicht genug, setzen die Reitbauers noch eins drauf: Wer im Garten, in der Landwirtschaft oder Küche des Steirereck am Pogusch mithilft, zahlt um die Hälfte weniger. Damit öffnen die zwei Vordenker ihren Pogusch als Foodie-Hotspot und Zentrum für Pflanzenvielfalt nicht nur Luxusgästen, sondern allen Naturinteressierten.

Wiens erstes Gemeinwohl-Hotel

Hotel Henriette

Hinter dem Hotel Henriette beim Wiener Prater steckt ein tiefgründiges Hotelierspaar. Es hat sich vorgenommen, das gute Leben nachhaltig zu fördern. Und zwar nicht nur das eigene und das seiner Gäste, sondern auch das seiner Mitarbeiter und Nachbarn. Das Viersternehotel hat sich ganz der Gemeinwohl-Ökonomie verschrieben. Die beiden wollen „statt Profit maximieren lieber das Stückchen Welt um uns herum verbessern“. Für Verena und Georg Pastuszyn beginnen soziale und ökologische Standards erst da, wo andere sie schon zu 100 Prozent erfüllt sehen. Der nachhaltige Ansatz ist im ganzen Haus spürbar. Er zeigt sich bei der Wahl regionaler Lieferanten genauso wie bei der chemiefreien Reinigung der 73 Zimmer mit Mikro-Trockendampf. Außerdem kommen nur mehr zwei Ressourcen zum Einsatz: Ökostrom und Wasser. Praktisch: Das Henriette liegt mitten in der Stadt, sodass man zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß hinkommt. Fazit: Nachhaltigkeit geht auch urban.

Die Bioniere im Gailtal

Der Daberer

Beim Daberer im Gailtal ist alles bio. Und das schon seit über 40 Jahren. Vor allem beim Essen ist Marianne Daberer hartnäckig: „Regional ist nicht das neue Bio. Regionaler Mist wird nicht besser, nur wenn er einen kurzen Transportweg hat.“ Mit der Quelle beim Waldteich hat alles begonnen. Hier hat Thomas Daberer vor fast 100 Jahren sein Heilbad mit Gasthaus errichtet. Daraus haben Inge und Willi Daberer Ende der 1970er-Jahre eine kleine Biopension gemacht. Die Daberers sind auch Mitbegründer von Slow Food Travel Kärnten. Da lernt man Produzenten kennen, kann mit anpacken. „Wenn du dich darauf einlässt, können die Erkenntnisse auch ein klein wenig dein Leben verändern“, ist die Hotelchefin überzeugt. „Gäste verstehen dann das Produkt und wissen, dass nicht immer alles verfügbar ist.“ Weitere Pluspunkte des Hotels: absolute Ruhe- und Alleinlage mit viel Platz und Waldteich mit Floß samt Steg.

Miami in St. Corona

Hotel Fernblick

Alles außer gewöhnlich: Andreas Wessely und Michael Niederl-Wessely küssen mit ihrem Fernblick in St. Corona am Wechsel eine ganze Region wach. Das Spezialgebiet der beiden: Sie sanieren alte Villen und Gasthäuser und hauchen den Objekten neues Leben ein. Sie betreiben die Häuser auch selbst. Der Fernblick ist kein gewöhnliches Hotel. Eigentlich ist er ja nur für einige Wochenenden im Jahr ein echtes Hotel im engeren Sinn. Sonst steht der Fernblick nur geladenen Gästen offen – von Hochzeiten über Feiern und Partywochenenden bis zu Firmenevents. Das können große Galas mit Smoking und Abendkleid sein oder lockere Barbecue Events mit DJ und Mitternachtseinlage. Das Ambiente: Tapeten mit Paradiesvogelmuster und goldene Ananaslampen, Jugendstilkacheln und Mid-Century-Stühle, Bastmöbel und Marmortresen, Pfauenfedern und ein Stuhl aus Plüschschwanenhälsen. Miami lässt grüßen. Mittlerweile geht der Platz aus, 22 Zimmer sind zu wenig. Weil also gegenüber ein Hotel leer stand, wird auch dieses gerade von den beiden aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Naturnah wohnen

Weihrerhof

Der Weihrerhof liegt idyllisch am Wolfsgrubner Bergsee in Oberbozen. Dort setzen Manuela und Klaus Pichler voll auf die Natur. Im Hotel stechen einige Dinge sofort ins Auge: die große Bibliothek, das viele Holz, Lärche, Fichte, Kastanie, der beruhigende Geruch von Zirbe, die großen Fenster zum See, das große Bootshaus, die wohltuende Aufgeräumtheit. Das ist sehr viel Platz für maximal 50 Gäste, kein Chichi. „Wenn das Auge zur Ruhe kommt, schaltet auch der Geist zwei Gänge runter“, sagt Manuela Pichler. Die Hotelinhaber leben Ressourcenschonung mit Herz, Hirn und Hausverstand. Und das mit glasklar messbaren Nachhaltigkeitszielen, zum Beispiel beim Wasser- und Stromverbrauch, bei den Produkten und Lieferanten. Wachsen heißt für die beiden, persönlich zu wachsen, nicht nur nach betrieblichen Kennzahlen. Der Weihrerhof ist ein gutes Beispiel dafür, wie man ein Hotel mit Bauchgefühl und Exceltabellen nachhaltig macht.

Das grüne Familienhotel

Der Stern

René Föger macht aus einem Sanierungsfall das erste klimaneutrale Hotel Tirols: das Familienhotel Der Stern am Mieminger Plateau. Mit dem Butz-und-Stingl-Konzept in der Küche und einem Öko-Hallenbad, das sich rasch über die Grenzen hinweg als Vorzeigemodell etabliert. Dabei klingt die Definition des Tirolers von nachhaltigem Wirtschaften eigentlich simpel: I schaug auf di. Du schaugsch auf mi. Ganz bekannt ist sein Klimaspiel: „Wir haben uns überlegt, wie wir Nachhaltigkeit spielerisch erlebbar machen. Wir zeigen, dass es nicht wehtut und sogar ein Mehrwert sein kann.“ Wer genug Punkte erreicht, bekommt eine Urkunde. Besonders Ehrgeizige können den am Ende berechneten CO2-Abdruck kompensieren. Föger hat jede Menge guter Tipps für seine Gäste auf Lager: „Wenn du vor dem Sprung in den Pool duschst, senkt das den Chlorverbrauch um die Hälfte!“ Weitere Pluspunkte: der große Waldspielplatz und der Mobilitätsrabatt. Gäste erhalten fünf Prozent Ermäßigung, wenn sie mit dem Zug anreisen. Vor Ort unterstützt ein Mobilitätspaket Gäste mit Abholservice, Gratisbus, E-Bikes und Klimapunkten fürs Auto-stehen-lassen.

Holistic Holiday am Berg

Hubertus Mountain Refugio

Mehr als 100 Kurven führen hinauf in das Hubertus Mountain Refugio in der höchstgelegenen Gemeinde Deutschlands. Schon an der letzten Biegung ins Hochtal Balderschwang sticht die imposante Architektur des neuen Mountain Spring Spa ins Auge. Nachdem eine Lawine 2019 das alte Spa zerstört hatte, beschloss die Familie Traubel einen raschen Wiederaufbau. Die Prämisse nach diesem Schock: Achtsamkeit und Fokus auf die Natur. Heute ist das Wellnesshotel am Weg zur Klimaneutralität, auf den Tisch kommen Biomenüs und Ayurveda-Gewürze und Gäste genießen das Wohlfühlkonzept HolisticLife. Es vereint Rituale aus der ganzen Welt unter dem Dach des keltischen Jahreskreises.

Wer nicht gerade beim Hatha-Yoga, Eisbaden, Tai-Chi, Meditieren oder bei einer Wanderung ist, der genießt das Spa mit Panoramasauna, alpinem Zen-Garten am Dach samt Onsen-Becken, der heißen Quelle aus Japan. Der MicroSalt-Raum befreit die Atemwege, ein Paar Längen im Naturbadesee oder im Infinitypool mit Blick auf die Allgäuer Berglandschaft lassen den Stress abfallen.

Gemeinsamzeit im Bregenzerwald

Fuchsegg Eco Lodge

Berater und Branchenkenner haben Carmen Can und ihrer Familie von dem Hideaway abgeraten. Sie stuften das unbekannte Schetteregg im Bregenzerwald als C-Lage ein. Die Aufteilung der Häuser sei unökonomisch, die Bauweise zu teuer und die geplante Zimmeranzahl zu gering. Carmen Can hat ihr Herzensprojekt dennoch umgesetzt. Sie engagierte das Bregenzer Duo Ludescher+Lutz, bekannt für seine klare Architektur. Die ruhige C-Lage, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, entpuppt sich als USP. Und heute fügt sich die Eco Lodge in die Landschaft, als wäre sie immer schon da gewesen. Das Fuchsegg lässt sich in keine Schublade wie Familienresort, Seminarhotel, Adults-only oder Aparthotel stecken. Dafür ist das kleine Dorf mit sechs Gebäuden ein Showroom für das Handwerk im Bregenzerwald. Der ökologisch voll abbaubare Lehmkaseinboden, die kalkglatten Wände, die Heulampen, die Clarissakork-Böden, die Bio-Kosmetik – alles kommt aus dem Bregenzerwald, hyperregional. Lieblingsplätze: die lichtdurchflutete Bibliothek und die große Tenne mit Retro-Wuzler samt Blick in die Natur.

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