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17. Juni 2024
Stars

Andreas Vitásek im Gespräch: So wird der neue Kultursommer Güssing

Die Vorbereitungen für die erste Spielsaison auf der Burg Güssing laufen auf Hochtouren. Intendant Andreas Vitásek im Gespräch über das aktuelle Programm, die Weiterentwicklung des Kultursommers und die Liebe zum Südburgenland.

Andreas Vitasek vor einer braunen Wand
Als Intendant des Kultursommers Güssing leitet Andreas Vitásek am 28. Juni eine großartige Vielfalt an Open-Air-Darbietungen ein. © Valerie Loudon

Warum haben Sie sich dazu entschieden, die Intendanz für den Kultursommer Güssing zu übernehmen?
Andreas Vitásek: Da gibt es eine längere Vorgeschichte. Mein Vorgänger Frank Hoffmann und ich waren quasi Nachbarn und er hat mich noch zu Lebzeiten gefragt, ob ich sein Nachfolger werden möchte. Damals war ich viel auf Tour und nicht die ganze Zeit im Südburgenland, deshalb konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Er meinte dann aber, dass der Wechsel sowieso noch nicht spruchreif ist und er auf jeden Fall bis zum Jubiläum „100 Jahre Burgenland“ Intendant bleibt. Dazwischen kam dann die Corona-Pandemie und alles ist ein bisschen im Sande verlaufen – bis zu seinem plötzlichen Tod Mitte 2022.

Landeshauptmann Doskozil hat mich schließlich im Sommer 2023 zu sich nach Eisenstadt eingeladen, weil er wusste, dass ich Frank Hoffmanns Wunschkandidat war. Er wollte wissen, wie ich dazu stehe und ich habe ihm gesagt, dass sich Hoffmanns Theatergruppe inzwischen aufgelöst hat und ich seine Arbeit nicht genauso weiterführen kann – auch wegen des derzeitigen Umbaus des Kulturzentrums Güssing. Stattdessen habe ich dem Landeshauptmann vorgeschlagen, eine Art Kabarettfestival auf der Burg zu machen. Er war damit sehr einverstanden.

Was waren seither die größten Herausforderungen?
Andreas Vitásek: Jeder, der sich in der Branche auskennt, weiß, dass ein Jahr Vorbereitungszeit wegen der Verträge mit den Kabarettisten knapp ist. Zum Glück habe ich nach 40 Jahren im Geschäft sehr gute Kontakte zu Künstlern und Agenturen, so hat es dennoch gut geklappt.

Auch bei der Location gab es einiges zu bedenken: Die Burg ist bereits Spielstätte von Musical Güssing und die Darsteller müssen natürlich proben. Um Überschneidungen zu vermeiden, haben wir uns letztendlich dazu entschlossen, eine eigene Bühne für den Kultursommer aufzubauen.

Terminliche Überschneidungen wiederum mussten wir hinsichtlich der Fußball-EM berücksichtigen. Man will ja nicht, dass sich die Besucher zwischen Kabarett und Österreich-Match entscheiden müssen. Ich habe mir gedacht, ich mache aus dem Gegner Fußball einen Freund Fußball, deshalb wird es auf der Burg Public Viewing der wichtigsten Spiele geben.

Bei der Planung kommt auch immer wieder Neues, teilweise Unerwartetes auf mich zu, von baulichen Aspekten bis hin zu rechtlichen Auflagen. Oftmals müssen Kompromisse geschlossen werden. Aber so wie es derzeit aussieht, bin ich wirklich sehr zufrieden.

Welche Aspekte waren Ihnen bei der Zusammenstellung des Programms für die Saison 2024 wichtig?
Andreas Vitásek: Mir war wichtig, auf die burgenländischen Stars zu setzen. Deshalb habe ich bei Lukas Resetarits, Thomas Stipsits, Eva Maria Marold und Christof Spörk angefragt und mit ihnen ein Programm zusammengestellt. Am 28. Juni werden wir alle zusammen bei der „All Stars Gala“ spielen, danach gibt es Einzelvorstellungen.

Wie empfinden Sie die Doppelrolle als Intendant und Kabarettist auf der Bühne?
Andreas Vitásek: Da ich Autor, Darsteller, Kabarettist und Regisseur bin, bin ich es gewohnt, mit mehreren Herzen in meiner Brust zu arbeiten. Aber natürlich muss ich darauf achten, dass mich die Intendanz nicht künstlerisch beeinflusst und umgekehrt. Ich glaube, mit meinen Programmen bin ich schon so gut eingespielt, dass alles bestens über die Bühne gehen wird. Am 13. Juli erwartet die Zuschauer „Spätlese“ auf der Burg, im September spiele ich „Der Herr Karl“ am zweiten Spielort, im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf. Darauf freue ich mich auch schon sehr.

Ein Blick in die Zukunft: Wie werden Sie den Kultursommer Güssing weiterentwickeln?
Andreas Vitásek: Zuallererst geht es darum, die Künstler für die Saison 2025 zu fixieren. Und es ist jetzt schon klar, dass echte Kapazunder kommen werden. Ich möchte nicht zu viel verraten, nur eines: Alfred Dorfer wird die Burgenland-Premiere seines neuen Programms in Güssing feiern. 2026 wird der Umbau des Kulturzentrums Güssing, der ursprünglichen Spielstätte des Kultursommers, voraussichtlich abgeschlossen sein. Mein Ziel ist, den Standort zu einer Heimat für die Satire zu machen – und zwar nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über. Auch Ausstellungen könnten zum Beispiel Teil des Programms sein.

Derzeit bin ich mit Thomas Gratzer, dem Direktor des Rabenhof Theaters, in intensiven Gesprächen. Für die Saison 2026 planen wir eine Co-Produktion, die im Kulturzentrum Güssing Premiere haben soll und dann in Wien weitergespielt wird. Da möchte ich gerne einen guten Freund von mir dabei haben, Christoph Krutzler. Das wird aber gar nicht so einfach, weil er inzwischen ein Netflix-Star geworden ist.

Welche Entwicklung wünschen Sie sich generell für die Kunst- und Kabarettszene im Burgenland?
Andreas Vitásek: Ich finde, dass hier im Burgenland wirklich gute, ausgewogene Kulturarbeit geleistet wird. Das betrifft nicht nur Theater, sondern auch andere Kunstsparten wie den musikalischen Sektor – man denke nur an das Liszt Festival Raiding. Für Güssing und für mich wünsche ich mir, ein Zentrum für Kabarett, Satire und die kritische Betrachtung der Gegenwart zu schaffen.

Sie sind gebürtiger Wiener, wohnen aber inzwischen im Südburgenland. Wann und wie kam es zu dieser Entscheidung?
Andreas Vitásek: Ich habe das Südburgenland vor fast 40 Jahren bei einer Tournee mit meinem damaligen Manager Georg Hoanzl kennengelernt. Er ist gebürtiger Kukmirner und hat mir damals die Gegend gezeigt. Ich war sehr überrascht, denn zuvor hatte ich das Burgenland lediglich mit Ebene verbunden. Die naturbelassene Landschaft mit ihren Vulkanhügeln und das Klima haben mich sofort fasziniert. Danach hatte ich immer wieder den Wunsch, mir ein Sommerdomizil im Südburgenland zuzulegen. Es ist aber an den Partnerinnen gescheitert, immerhin gehören bei einem Umzug zwei dazu. Irgendwann haben meine jetzige Frau und ich uns ein Haus für einen Urlaub in Neumarkt an der Raab gemietet. Wir waren so begeistert – obwohl es eigentlich ein verregneter Sommer war – dass wir uns danach auf die Suche nach einem Haus gemacht haben. 2012 hat es geklappt. Seitdem verbringe ich immer mehr Zeit im schönen Südburgenland.

Vielen Dank für das Gespräch!